Resident Evil 3 Remake

Das Remake von Resident Evil 2 hatte Anfang letzten Jahres Maßstäbe gesetzt. Genauer: Verdammt hohe Maßstäbe. Kein Wunder also, dass die Erwartungen an das Remake von Resident Evil 3 aka Nemesis entsprechend gewaltig waren. Immerhin ist Resi 3 ja ein ganzes Stück actionlastiger als sein Vorgänger, daraus sollte sich ja was machen lassen. Hat Capcom diese Chance genutzt und noch einen drauf gesetzt? Oder ruht man sich auf den Vorjahres-Lorbeeren aus?

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Die Story (1)

Nachdem wir in Teil 2 mit Leon Kennedy und Claire Redfield unterwegs waren, ziehen wir nun mit Jill Valentine los. Sie gehört zu Stars. Also S T A R S. Das steht für Special Tactics and Rescue Service. Super wichtig. Spezialeinheit und so. Ja, ihr dürft jetzt gerne mal kurz schwer beeindruckt sein. Aber Moment mal, werden jetzt die Resident Evil Fachleute und Nerds unter euch ausrufen: wurde Jill nicht am Ende von Teil 1 nach dieser Herrenhaus-Geschichte suspendiert? Was macht die dann denn hier? Nun, sie ermittelt auf eigene Faust in Racoon City gegen die Umbrella Corporation. Allerdings ist Racoon City ein heißes Pflaster geworden: Der T-Virus hat nun auch die Stadt erreicht und macht aus den Bewohnern mordgeifernde Monster.

(Copyright: Capcom) (Copyright: Capcom) (Copyright: Capcom)

Intermezzo: Erschreckend real

Wobei das ganze Szenario, das uns beim Release des Originals vor gut 20 Jahren noch schaurig fiktiv erschien, heute zu Corona-Zeiten fast schon erschreckend real erscheint. Sätze wie „Die Epidemie verbreitet sich schneller als jede andere Krankheit der jüngsten Geschichte….“ oder auch „Die Stadt wurde unter Quarantäne gestellt“ hört man heute so auch schon in den Nachrichten. Was das Spiel zum einen noch realer, noch glaubwürdiger macht, der Geschichte zum anderen aber auch ein wenig seinen Schrecken nimmt.

(Copyright: Capcom)

Die Story (2)

Aber zurück zu Jill. Die muss sich nicht nur gegen das Chaos auf den Straßen zur Wehr setzen, sondern hat auch noch den extrem mutierten Tyrant namens Nemesis an ihren Fersen kleben. Die Umbrella Corporation will nämlich endlich reinen Tisch machen und sich auch der letzten Gegner entledigen. Die gute Nachricht: Jill ist dabei nicht ganz auf sich allein gestellt, sondern bekommt Hilfe. Die schlechte Nachricht: Carlos Oliveira – den wir abwechselnd mit Jill steuern –  gehört eigentlich zu Umbrella. Genau – der Verein, hinter dem sie her ist und der sie tot sehen will. Kann sie ihm und seinem Team wirklich trauen? Oder ist das eine Falle? Andererseits – ganz ohne Hilfe dürfte es schwer werden, denn ihr Gegner, der Nemesis, ist ein ganz hartes Kaliber.

(Copyright: Capcom)

Mehr Waffen, mehr Munition

An sich eine tolle Ausgangslage für ein weiteres fantastisches Remake. Allerdings spielt sich Resident Evil 3 grundsätzlich etwas anders als sein Vorgänger. Der eher subtile, sich langsam aufbauende Survival-Horror ist in Teil 3 mehr dem actionreicheren nackten Terror gewichen. Vorbei die Zeiten, wo jede einzelne Patrone fast noch mehr gefeiert wurde als ein Punktgewinn von Fortuna Düsseldorf in der Fußball-Bundesliga. Stattdessen zieht Kollege Carlos schon mal los, um mit seinem Sturmgewehr die Untoten im Dutzend niederzumähen. Aber hallo. So habt Ihr dann auch recht schnell ein großes Arsenal mit 10 Waffen und mehr zusammen, inklusive Schrotflinte und Granatwerfer. Und auch die passende Munition findet man relativ häufig. Also, zumindest für Resident-Evil-Verhältnisse.

(Copyright: Capcom)

Neue (alte) Engine

Und auch das Setting ist ein anderes: Statt durch ein düsteres Herrenhaus geht es hier immer wieder auch mal durch die – trotz T-Virus – meist ausreichend beleuchtete City. Ok, es gibt auch Ausflüge in z.b. ein Polizeirevier, die Kanalisation oder ein Krankenhaus, wo es mit der Beleuchtung dann schon etwas mauer aussieht, aber insgesamt ist Resi 3 lange nicht so dunkel wie Resi 2. Dank der neuen RE-Engine – die auch schon beim Remake von Resident Evil 2 zum Einsatz kam – sieht das wieder mal großartig aus. Vor allem die Lichteffekte können hier noch mehr glänzen. Schon deshalb, weil es hier wie gesagt auch mehr Licht gibt.

(Copyright: Capcom)

Auch das ist neu

Die neue Grafik-Engine ist aber natürlich noch lange nicht alles, was Capcom seinem Resi-3er-Remake spendiert hat. Da sind zum Beispiel die jetzt gestrichenen lahmen Ladebildschirme mit den nervigen Türanimationen. Dann steuert ihr Jill und Carlos aus einer zeitgemäßen Verfolgerperspektive. Schluss mit den starren Kameraeinstellungen, bei denen man ständig etwas übersehen hatte. Ebenfalls neu: Jemand hat den Zombies verraten, wie man Türen öffnet. War man im Original noch vor ihnen sicher, wenn man nur die Tür geschlossen hielt, machen die sie jetzt einfach auf und greifen dich an. Und sonst noch? Nun, fürs Speichern brauchen wir keine Farbbänder mehr, das Messer verschleißt nicht, die Handlung hat einige neue Turns (so dass auch Besitzer des Originals noch überrascht werden können) und es gibt pfundweise neue und vor allem gute Videosequenzen.

(Copyright: Capcom)

Das wurde übersehen

Man hat sich also echt Mühe gegeben bei Capcom. Und dabei trotzdem ein paar Kleinigkeiten übersehen: So ist Jill zum Beispiel echt zu lahm, vor allem, wenn der schnelle Tyrant hinter ihr her ist. Wie ist dieser Supercop überhaupt durch die Sport-Aufnahmeprüfung bei der Eliteeinheit gekommen? Zum anderen hinterlässt die Springerei zwischen den beiden Charakteren einige Logiklücken in der Story – die man bequem mit ein paar weiteren Videosequenzen hätte stopfen können, um die „Hä – what?“-Momente zu vermeiden. Und auch die Bosskämpfe und die spärlichen Rätsel hätte man gerne etwas auffrischen dürfen – ein Problem, mit dem schon das Original zu kämpfen hatte.

Wiederspielwert und Boni

Mit knapp 6-7 Stunden Spielzeit ist die Kampagne auch nicht übermäßig lang. Allerdings gibt es durch die Shop-Boni am Ende einen gewissen Wiederspielwert, wer alle Sammelitems und optionalen Herausforderungen meistern will, spielt auch gerne länger und schließlich gehört auch der 4 vs. 1 Multiplayer RE. Resistance mit zum Remake-Bundle. Kein Meisterstück, aber für ein paar Runden Spaß reichts aus.

(Copyright: Capcom)

Fazit

Auch das Remake zum dritten Teil von Resident Evil ist gelungen, aber nicht ganz so schick wie das des Vorgängers. Ja, es ist technisch einwandfrei, glänzt mit viel Action und einer schön düsteren Atmo und hat auch mit Nemesis einen adäquaten Gegenspieler parat. Es versäumt aber auch, die kleinen Nachlässigkeiten und Schwächen des Originals gleich mit auszumerzen. So ist es dann eben nicht perfekt, aber immer noch sehr gut.

Game: Resident Evil 3 Remake
Genre: Action
Release: 03.04.2020 (PC, PS4, Xbox One)
Entwickler/Publisher:
Capcom
USK: ab 18
Sprachausgabe/Texte: Deutsch
/Deutsch 
Webseite: https://www.residentevil.com/re3/de/