Dr. Mario World (mobile)

(Copyright: Nintendo)

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Willkommen im Jahr 1990. Da brachte Nintendo das Action-Puzzle-Game Dr. Mario für den NES und den ersten Gameboy heraus. Und begründete damit das „kombiniere drei oder mehr gleichfarbige Objekte um sie zu zerstören“-Spielprinzip.

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Historisch wertvoll

In der Folgezeit war das Spielprinzip von Klassikern wie „Puyo Puyo“, „Puzzle Bobble“, „Bejewelled“, „Zuma“ oder der fürchterlichen „Candy Crush Saga“ wieder aufgenommen worden. In den USA gab es später dann eine Version für die N64 – die überraschenderweise „Dr. Mario 64“ hieß, plus einige Download-Ableger für Wii, DS und Advance plus ein halbgares Dr. Luigi für die Wii U. Was bei mir ganz nebenbei die Frage aufwirft, warum zwei Klempner-Brüder eigentlich ungestraft einen Doktor-Titel führen dürfen. Geht ja gar nicht!

Aber zurück zum Dr. Mario-Game. Irgendwann hat sich Nintendo wohl gedacht, dass es langsam mal wieder Zeit für einen neuen Ableger wäre. Und da das letzte Mobile Game von Nintendo (das gleichzeitig auch das erste war), nämlich „Super Mario Run“ a) schon gut zwei Jahre alt ist und b) ordentlich Kohle gebracht hat, praktiziert der neue Dr. Mario nun – unter dem Namen Dr. Mario World – auch auf Android und iOS-Geräten. Ob das so eine gute Idee ist?

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Spielerisch vertraut, aber doch irgendwie anders

Ganz grundsätzlich geht es noch immer darum, verschiedenfarbige Viren mit zweifarbigen Medizin-Kapseln zu beseitigen. Treffen die Kapseln auf gleichfarbige Krankheitserreger und bilden so eine Dreierreihe, verschwinden die fiesen Krankmacher. Scheinen ja schnell zu wirken, die bunten Pillen. Anders aber als früher fallen die Pillen jetzt nicht mehr von oben in eine Art Flasche, sondern schweben in einer Flüssigkeit nach oben. Wobei Ihr sie auf dem Weg zum Ziel noch drehen, könnt, um sie farblich optimal zu platzieren. Diese Art der Steuerung ergibt Sinn, da man ein Smartphone nun mal anders hält als einen Gameboy – Stichwort „Daumensteuerung“.

Zu den Pillen kommen dann aber noch die Nintendo-typischen Extras, die euch bei Bekämpfung der Viren unter die Arme greifen. Da gibt es dann Regenbogenkugeln als Joker, Bomben, Panzer, Hammer, Getränke oder zusätzliche Doktoren oder Assistenten. Ihr könnt nämlich nicht nur als Dr. Mario, sondern zum Beispiel auch als Dr. Peach, Dr. Yoshi oder als Dr. Bowser praktizieren. Jeder der Titelträger kommt mit unterschiedlichen Attributen und Stärken, die sich zudem verbessern lassen. Und ja, ihr dürft sogar Assistenzärzte anheuern – wie Blooper, Cheep Cheep oder Shy Guy – die eure Werte steigern.  

Insofern: Abwechslung gibt’s nun wirklich genug – allein 200 Level im Solo-Modus. Und dazu kommt auch noch ein Versus-Modus, entweder gegen Freunde oder online gegen zufällig ausgewählte Kontrahenten.

Die meiste Zeit kann man da übrigens recht entspannt daddeln und sich in Ruhe eine möglichst effektive Strategie überlegen. Nur in den Bonusleveln kann es dann schon mal durch straffe Zeitvorgaben ein wenig hektischer werden.

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Play to pay für Ungeduldige

Der Schwierigkeitsgrad legt aber nach dem ersten Level – das durchaus Tutorial-Charakter hat – ganz massiv zu. Und das aus gutem Grund. Anders als Super Mario Run nämlich heißt es hier nicht „einmal zahlen und glücklich sein“, sondern „zahlen oder warten“. In dem Fall gibt’s im Shop Diamanten, mit denen ihr dann im Spiel wiederum neue Leben oder Gegenstände erwerbt.

Und die Preise sind happig: 20 Diamanten kosten 2,29. Dafür könnt Ihr zum Beispiel 10 Herzen kaufen. Wer das nicht will, muss satte 30 Minuten auf ein neues Herz warten. Zwei Continues kosten ebenfalls 20 Diamanten, und wer 60 Minuten ohne Pause zocken will, zahlt deren 30. Wie gut, dass Nintendo dann auch größere Pakete anbietet: Etwa 110 Diamanten für 11 Euro oder 1050 Klunker für fette 75 Euro. Geht’s noch?

Der schnell happig werdende Schwierigkeitsgrad sorgt dann eben dafür, dass Ihr recht schnell in die erste Paywall donnert, begleitet von der Aufforderung, euch doch im Shop mit Diamanten freizukaufen.

Natürlich ist es andererseits auch möglich, Dr. Mario komplett durchzuspielen, ohne ein einziges Mal den Shop zu betreten – es dauert dann halt nur entsprechend länger. Wer damit leben kann, das Smartphone nach einem Level erst mal wieder für eine halbe Stunde oder länger wegzulegen, kommt mit der App bestens klar.  

 

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Technik die begeistert und der Mainstream         

Technisch ist das Game durchaus ok und nintendo-typisch liebenswert. Dudelmucke mit Ohrwurm-Charakter und eine zuckersüße Optik, die jeden Diabetiker unwillkürlich zur Insulinspritze zucken lässt – da gibt es dann keine Klagen.

Dr. Mario war vor – mal eben rechnen – 29 Jahren richtig innovativ. Nachdem es nun aber im Lauf der Jahre jede Menge Nachahmer mit ähnlichem oder gleichem Spielprinzip gibt, fühlt sich der Titel – trotz aller Gimmicks und Extras – doch etwas beliebig und mainstreamig an. Da wollte Nintendo wohl einfach kein Risiko eingehen. Lauschen wir doch mal eben in die Chefetage rein:

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Fazit

Die Portierung auf das Smartphone ist prinzipiell gut gelungen, auch das Spiel selber macht durchaus Laune – solange man genug Leben hat. Dass Nintendo aber nun doch auf den Monetarisierungs-Train aufgesprungen ist – nachdem es da bei seinem mobilen Erstling noch widerstehen konnte – und da dann auch richtig zulangt, wirft lange Schatten auf Dr. Mario World. Und lässt für zukünftige mobile Ausflüge von Nintendo nichts Gutes ahnen.

 

Game: Dr. Mario World

Genre: Puzzle-Action

Release: 11.07.2019 (Android, iOS)

Entwickler/Publisher: Nintendo

USK: k.A.

Sprachausgabe/Texte: - /Deutsch 

Webseite: https://drmario-world.com/de-DE/index.html

 

Wertung: 6 von 10

 

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