Erica

(Copyright: Sony)

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Der Playlink-Titel „Erica“ hing schon eine ganze Weile in der Warteschleife. Vor zwei Jahren mal mit mittlerem Getöse auf der Pariser Games Week angekündigt, tauchte das Adventure anschließend wieder komplett ab. „Kommt da noch was“ – fragten sich die Erica Fans, um dann auf der diesjährigen Gamescom komplett überrascht zu werden: Statt weiter mit den sonst üblichen Vorankündigungen zu kommen, kam Sony direkt mit der Info, dass das Game ab sofort aus dem Store heruntergeladen werden kann. Aber knapp 10 Euro für ein Spiel? Das kann doch nichts sein. Oder doch? Schauen wir mal.

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Spannender Mystery-Krimi

Hauptfigur dieses Action-Live-Dramas ist – und das mag jetzt für manche ja echt überraschend kommen – die junge Erica, gespielt von der bezaubernden Holly Earl, bekannt aus Filmen und Serien wie „Königin der Wüste“, „Dr. Who“, „Loving Vincent“ oder „Cuckoo“. Die lebt – zu Beginn des Games – allein mit ihrem Vater zusammen. Die Mutter ist a) tot, sah b) Erica ziemlich ähnlich und hatte c) wohl magische Kräfte. Außerdem hatte sie mit Ericas Vater zusammen in einer Privatklinik gearbeitet, wo die beiden sich auch kennengelernt hatten. Besagte Privatklinik – das Delphi House – spielt im weiteren Verlauf der Story noch eine große Rolle, ist sie doch der Hauptschauplatz des Geschehens. Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen:  Der Vater wird gleich zu Beginn von einer Unbekannten erschossen, die Erica aber verschont.

Kleiner Zeitsprung: Erica lebt alleine in ihrer Wohnung, wird von Alpträumen geplagt und bekommt dann auch noch ein Päckchen mit einer abgeschnittenen Hand. Dem ermittelnden Beamten, Sergeant Blake, wird die Sache zu brenzlig und er hält es für eine gute Idee, Erica erstmal im Delphi House unterzubringen. Wo die Sache dann natürlich komplett aus dem Ruder läuft. Da gibt’s dann seltsame Anrufe, weitere Pakete mit Körperteilen, Patientinnen, die verschwinden, vermummte Gestalten, die über Flure wandern, ominöse alte Bekannte und noch seltsamere Andeutungen. Klare Sache: Hier stimmt was nicht.

Eure Aufgabe ist klar: Den früheren Mord (und auch alle anderen ungelösten Todesfälle) aufklären, rausfinden, wer euer Vater wirklich war und das Geheimnis des Delphi Houses lüften. Dabei will euch – Überraschung – auch die Psychokillerin helfen.

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Spielerisch simpel, aber gut

Gesteuert wird das Game entweder mit dem Touchpad des Controllers oder – so wie bei den vorangegangenen Playlink-Titeln – über eine kostenlose App mit dem Smartphone. Damit öffnet ihr zum Beispiel Päckchen oder Türen, schaut euch Objekte näher an, macht ein Feuerzeug an, wischt Spiegel frei oder wählt in Dialogen aus mehreren Antwortmöglichkeiten. Da hier keine Steuerungskünste gefragt sind und ihr eben nur hin und wieder in einen Film eingreifen müsst, kommen auch absolute Gamer-Noobs damit klar.

Das ist spielerisch zwar simpel, aber auch eine schöne Abwechslung. Anders als in Playlink-Titeln wie etwa Hidden Agenda müsst Ihr Erica nicht durch die Locations lenken oder gezielt rumballern, sondern einfach immer dann, wenn euch ein Symbol auf dem Bildschirm dazu auffordert, kurz aktiv werden. Da werden dann Träume von Fernsehzuschauern wahr, die bei jedem Tatort total abgehen und Sachen rufen wie „Mach doch endlich das Paket auf“ oder „Sags ihm nicht, sags ihm nicht“!

Manche Aktionen wirken zwar etwas arg gewollt und überflüssig, aber insgesamt steigert das schon die Immersion und lässt euch noch mehr in die Haut von Erica schlüpfen. Und da eure Entscheidungen den Handlungsverlauf verändern, macht auch ein mehrmaliges Durchspielen Sinn. Insgesamt vier Enden soll es geben, versprechen die Entwickler – da macht auch der zweite oder dritte Durchgang noch Spaß.

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Klasse Schauspieler, gute Technik

Spaß macht Erica auch, weil die schauspielerische Leistung durchweg gut und weit weg von den üblichen Peinlichkeiten anderer interaktiver Filmchen ist. Erica alias Holly Earl spielt überzeugend die schüchterne verzweifelte, die sich mit der Zeit aber wandelt – und auch die Nebenrollen sind mit Sasha Frost (die schon eine Nebenrolle in Star Wars hatte), Terence Maynard (aus Death in Paradise), Duncan Casey (Genau, der aus „I am Soldier“) und Chelsea Edge (bekannt aus „The Missing“ oder „These Broken Wings“) hervorragend besetzt.

Und auch technisch ist dieser Titel wirklich gut gemacht. Wechselnde Kameraeinstellungen und Fahrten lassen Kinofeeling aufkommen, wie auch der spannungsgeladene, stets passende Soundtrack von Austin Wintory – der unter anderem die Musik zu Spielen wie „Journey“ und „Assassins Creed Syndicate“ komponiert hat – restlos überzeugt.

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Ein paar kleine Wermutstropfen

Ein kleiner Wermutstropfen ist da die teilweise etwas zickige und ungenaue Steuerung, die dazu führt, das in den Multiple Choice Dialogen aus Versehen die falsche Antworten gewählt werden oder uns die einfachsten Aktionen zur Verzweiflung treiben.

Und auch bei einigen wilden Zeit- und Handlungssprüngen fällt es schwer zu folgen. Mitunter hatte ich das Gefühl, dass zwischendrin Szenen fehlten. War Erica eben nicht noch Hause? Wer ist die Frau denn jetzt schon wieder, war die nicht eben noch tot? Aber gut, irgendwie kommt man damit dann schon klar – spätestens im zweiten Durchgang.  

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Fazit

Erica ist ein perfekter Titel für einen gepflegten Fernsehabend der anderen Art mit Freunden, die sonst nichts mit Games am Hut haben. Zwei Stunden Spielzeit sind eine gute Distanz, die Story ist atmosphärisch dicht und spannend, die kleinen Schockeffekte sind wohldosiert und die Schauspieler durch die Bank gut. Und dass dann der ganze Spaß wie gesagt nur 9,99 Euro kostet, setzt dem Fass die Krone auf. Oder so. Bitte bitte mehr davon!

 

 

Game: Erica

Genre: Adventure / Interaktiver Film

Release: 20.08.2019 (PS4)

Entwickler/Publisher: Flavourworks / Sony

USK: ab 16

Sprachausgabe/Texte: Deutsch /Deutsch

Webseite: https://www.playstation.com/de-de/games/erica-ps4/

 

Wertung: 8 von 10

 

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