Trials Rising

(Copyright: Ubisoft)

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Trials ist vor gut 10 Jahren mal ganz schüchtern als Browserspiel gestartet und auch der Nachfolger, Trials HD, durfte erstmal nur versteckt auf Xbox Live antreten. Anscheinend glaubte der finnische Entwickler RedLynx nicht an einen Erfolg seines verrückten Racers. Nachdem die Fangemeinde förmlich explodierte und sich die Kritiker vor Begeisterung überschlugen, wagte man 2013 dann mit Trials Evolution doch den Sprung auf CD in die Händlerregale. Die folgenden Versionen – wie Fusion, Frontier für iOS oder das eher geht so geile Trials of the Blood Dragon – waren allesamt eigentlich nichts weiter als Variationen des immer selben Themas, das lautete: Physik & Wahnsinn. Was aber völlig ok war, weil dieser Mix seit eben 10 Jahren wunderbar funktioniert.

So ist dann auch Trials Rising im Grunde genommen ein Stand-Alone-DLC des Urvaters Trials HD. Neue Kurse, neue Karren, ein paar neue Ideen und Modi – die mehr oder weniger gut funktionieren – plus Nachschub an den grotesk-witzigen Einfällen drumherum plus die alte unverwüstliche Trials Idee, fertig.

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Altes und Neues und die Sache mit der Frusttoleranz

Spielerisch geht’s auch dieses Mal dann wieder darum, eine Geländemaschine durch fein dosiertes Gasgeben und Bremsen sowie durch Gewichtsverlagerung über anfangs überschaubare, mit der Zeit aber immer abartig werdender und enorm einfallsreiche Parcoure zu steuern.

Da geht es dieses Mal über Achterbahnen im Pariser Disneyland, über Schiffsfriedhöfe, durch Filmsets in Hollywood, Raketenabschussanlagen, Westernstädte, Baustellen, fahrende Züge, Skigebiete, tibetanische Tempelanlagen und dergleichen mehr. Ihr brettert durch Loopings, stürzt euch über Schanzen hunderte Meter über Abgründe, werdet von Bauaufzügen oder Wasserstrahlen in die Höhe katapultiert, von Abrisskugeln getroffen, von Zügen abgeräumt oder landet im flüssigen Beton.

Dabei kommt es in erster Linie nicht darauf an, möglichst schnell unterwegs zu sein: Oftmals kommt man nur im vorsichtigen Schritttempo weiter, balanciert vorsichtig über Kuppen oder probiert in schwindelnder Höhe, per Bunny-Hop von einem Pfahl zum nächsten zu hüpfen. Nur am Ende einer Liga, beim abschließenden Stadion-Wettkampf, wo  direkt gegen andere NPC-Piloten gefahren wird, darf der Gashahn etwas weiter aufgerissen werden.

Je weiter man kommt, desto mehr ist da Frusttoleranz gefragt: Wer zum 50. Mal an derselben Stelle gescheitert ist, braucht schon eine gefestigte Persönlichkeit, oder läuft Gefahr, das Gamepad Richtung 4K-Bildschirm zu schleudern. Jedes Zurücksetzen kostet Strafsekunden; alternativ fängt man wieder von vorne an. Bis zum perfekten Durchlauf mit Goldmedaille können so schon mal Stunden vergehen.

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Weniger ist manchmal mehr

Das alles hätte durchaus gereicht, um ein höchst motivierendes, unterhaltsames  Game zu schaffen. Aber die Entwickler wollten nun auch zusätzlich was neues bieten und einiges anders machen. Ist ja nett, hätte es aber manchmal gar nicht gebraucht. Die unübersichtliche Weltkarte, auf der die Kurse nun verteilt sind, das undurchsichtige Freischaltsystem für neue Abschnitte mit d en eigentlich optionalen Aufträgen, die am Ende aber gar nicht optional sind, will man weiterkommen und den ganzen Lootkrempel mit tausenden von Aufklebern in den Preisboxen – nee, das will eigentlich niemand wirklich haben.

Und dass ich nun auch Mountainbikes freischalten kann, ist zwar ebenfalls eine nette Idee, reizt aber angesichts der PS-starken Bikes auch nicht unbedingt. Und das Fahren des Tandembikes zu zweit endet fast immer entweder im Streit oder im Frust. Es ist schon alleine schwer, das Gewicht richtig zu verlagern, synchron zu zweit aber fast unmöglich.

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Community rulez

Da gibt es andere Mehrspieler-Modi, die deutlich mehr Laune machen. Zu viert auf der Couch vor einem Bildschirm zum Beispiel, weil Schadenfreude nur face2face so richtig ankommt.

Aber auch online gegen bis zu 7 Mitspieler kommt Stimmung auf. Überhaupt wird viel Wert auf die Community-Anbindung gelegt: Auch solo habt Ihr einen Ghost vor der Nase, der es besser macht, und mit Hilfe des mächtigen Strecken-Editors – mit dem auch die Kurse des Games geschaffen wurden – kann jeder eigene Tracks bauen und den anderen zur Verfügung stellen.

Schön ist, dass die Trials University, die euch die Grundlagen üben lässt, freiwillig ist. Kein „Mach es, oder es geht nicht weiter“ wie etwa in Gran Turismo. Freiwillig, aber komplett irre, sind die Minispiele, wie etwa der Weitsprung von einer Skischanze – und dabei den Fahrer möglichst auf Dynamitfässern landen zu lassen, damit er noch weiter fliegt.

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Fazit

Trials Rising ist erneut herrlich bekloppt und extrem motivierend. „Das muss doch zu schaffen sein“ wird zum Standardfluch, während man sich ganze Nächte um die Ohren haut beim Versuch, eben noch diesen einen Kurs perfekt zu absolvieren. Das ganze Drumherum hätte es da eigentlich gar nicht gebraucht – weniger ist manchmal tatsächlich mehr. Aber was solls: Das Konzept von Trials ist so unverwüstlich, dass es auch die zeitgeistigen Level & Loot-Attacken übersteht. Gut gemacht, Ubisoft!

 

Game: Trials Rising

Genre: Geschicklichkeit/ rennspiel

Release: 26.02.2019 (PS4, Xbox One, PC, Switch)

Entwickler: Red Lynx/Ubisoft Kiev

USK: ab 12

Sprachausgabe/Texte: Englisch/Deutsch

Webseite: https://www.ubisoft.com/de-de/game/trials-rising

 

Wertung: 9 von 10

4 Gedanken zu „Trials Rising

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