Nintendo Switch OLED

(Copyright: Nintendo)

Monatelang hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Nintendo mit einer technisch fetten Next Generation Switch anrücken würde, sogar die Namen kursierten schon, Switch Pro, Switch 2, whatever. Und das, obwohl Nintendo selber immer wieder die Frage, ob denn jetzt demnächst eine 4K-Switch kommt, offiziell verneinte. Und selbst, als Nintendo schwor, dass es vor frühestens 2023 nichts wird mit einem Switch-Nachfolger, stieß das auf taube Ohren.

Dann schüttete das eigentlich recht vertrauenswürdige und seriöse Magazin Bloomberg Ende September noch einmal Öl ins Feuer, als es Ende September berichtete, dass namentlich nicht genannte Entwickler aus elf Studios mit einem von Nintendo bereitgestelltem Development Kit an 4K-Spielen für eine Switch Pro arbeiten würden. Alles falsch, entgegnete daraufhin Nintendo, außer der OLED habe man keine Pläne für ein neues Modell. Und genau diese Switch OLED ist jetzt am 8. Oktober erschienen. Was kann sie, was die alte Switch nicht kann? Doch 4K? Kaffee kochen? Ist sie schneller als die alte? Größer, schöner, bunter, lauter? Das finden wir jetzt mal raus.

Audio/Podcast zum Gamecheck:

In Schwarzweiß und in Bunt

Neben der üblichen schwarzen Switch mit schwarzer Docking Station und rot-blauen Joy-Cons gibt’s die OLED auch mit weißen Joy Cons und weißer Docking Station. Was dann zusammen mit der schwarzen Konsole schon mal wesentlich edler aussieht, eben nicht so sehr nach buntem Kinderspielzeug.

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Neuer Kickstand, neuer Kartenschacht

Schauen wir uns mal die Konsole selber näher an. Was direkt auffällt: Der Ständer – oder neudeutsch „Kickstand“, der bei der alten Switch nur knapp über Zahnstochergröße hinausreicht und zudem nicht verstellbar ist, wurde durch eine einstellbare Kunststoffklappe über die gesamte Länge der Switch ersetzt. Das ist erstens deutlich stabiler und zweitens kann ich damit endlich auch den Stellwinkel stufenlos verändern. Warum nicht gleich so?

Hinter dieser Klappe aka Ständer befindet sich jetzt auch der Schacht für die Micro-SD-Karte, der bei der alten Switch noch auf der Unterseite angebracht war. Wo man dann immer diese kleine Klappe aufknibbeln musste. Jetzt geht’s ohne Klappe und der Schacht ist aus dem Blickfeld. Gut so.

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Neuer Screen: Bunter, heller, größer

Was auch auffällt: Die OLED hat einen größeren Touchscreen verpasst bekommen, 7 Zoll statt zuvor 6,2 Zoll. Also von 15,75 cm auf 17,78 cm gewachsen. Zwar sind beide Switch in etwa gleich groß (ok, die neue ist 3mm größer), dafür ist aber der jetzt schwarze und nicht mehr dunkelgraue  Rand um das Display ist geschrumpft. Zwar nicht ganz weg, aber fast. Was ziemlich zeitgemäß modern aussieht. Übrigens ist es ok, OLED-Display zu sagen, weil OLED für „Organic Light Emitting Diode“ steht und nicht für Display. Wollte ich nur mal eben anmerken. Klugscheißer-Modus-off.

Wird aber das Bild dadurch nicht unscharf, weil – die Auflösung von 720p auf der Konsole selber ist ja unverändert? Nein, keine Sorge, das fällt gar nicht weiter auf, trotz etwas geringerer Pixeldichte. Im Gegenteil: Bei OLED werden die Pixel ja im Gegensatz zu LCD einzeln beleuchtet, wodurch sich Kontrast und Schwarztöne verbessern und die Farben allgemein satter rüberkommen. Das Bild ist also tatsächlich besser als auf der alten Switch.

Vor allem ist es aber auch heller. Bei Sonne konnte man die alte Switch ja fast in die Tonne kloppen, weil man kaum noch was erkennen konnte, so düster war das Teil. Ganz besonders bei Games wie Doom, die in irgendwelchen Verliesen, Dungeons oder anderen Darkrooms spielen. Bei der OLED ist das kein Problem. Mit der könnt ihr euch mittags am Äquator vor die Hütte setzen und immer noch bequem zocken. Abgesehen davon, dass ihr vermutlich einen Sonnenstich bekommt, aber das ist dann eine andere Baustelle.

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Der Sound: Ein klitzekleines bisschen besser. Plus Bluetooth von Beginn an.

Die Lautsprecher sind jetzt von der Rückseite nach vorne gewandert und klingen etwas voller und besser. Klar, noch immer weit weg von Hifi-Stereo und die von Nintendo angepriesene „hochwertige Tonqualität“ ist auch mehr Marketingsprech als Realität, aber sie klingen schon – besser. Wer wirklich guten Sound will, spielt halt mit Kopfhörer oder schließt die OLED an eine Anlage an.

Was mich zur nächsten Neuerung bringt: Die neue Switch hat jetzt tatsächlich gleich von Haus aus Bluetooth. Was bei der alten erst beim Update auf Version 13 der Fall war. Was in Zeiten, wo jedes Bügeleisen und jede Windel Bluetooth hat, schon ziemlich peinlich war. Wie gesagt: Die neue hats direkt, das ist gut so, sollte aber eigentlich heutzutage keine Erwähnung mehr wert sein.

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Mehr Speicher und LAN in der Dockingstation

Der interne Speicher wurde von 32 auf 64 GB erweitert. Na ja. Ist ja eine nette Geste, aber a) kosten 32 GB als SD-Karte knappe 7 Euro, da hätten es auch gerne 128 GB Minimum sein dürfen und b) hat die Switch ja eh einen Speicherschacht für Micro-SD-Karten, und da kann ich bis zu 2 TB reinzimmern. Ist also eine nette Geste (die etwas klein ausfällt), aber nicht zwingend notwendig.

Mach ich. Und werfe deshalb mal einen Blick auf die Dockingstation. Die jetzt in Weiß und mit der geschwungenen Kabelöffnung auf der Rückseite tatsächlich ein bisschen nach Design aussieht. Außerdem lässt sich die Klappe auf der Rückseite jetzt auch komplett abnehmen und nicht nur runterklappen. Falls das zufällig irgendjemanden interessiert.

Beim Blick hinein fällt auf, dass die dortige dritte USB-Buchse für einen LAN-Port Platz gemacht hat. Ist ok für Leute, die gern Strippen in der Wohnung rumliegen haben oder wo das WLAN schlecht konfiguriert ist. Ich selber hatte eine LAN-Buchse nie vermisst, funktionierte bisher drahtlos ohne Probleme. Aber gut, wird schon irgendjemanden auf dieser weiten Welt geben, der genau darauf gewartet hat. Sieht aber auf jeden Fall schick aus, wenn die schwarze Switch mit den weißen Joycons in der weißen Dockingstation liegt. Aber das ist wohl Geschmackssache.

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Sonst noch was?

Habe ich was vergessen? Nee, nicht wirklich. Der Prozessor ist der alte, die OLED tickt also keine Millisekunde schneller, der Speicher ist auch nicht flinker als zuvor, der Akku hält auch nicht länger. Aber das alles stört mich nicht weiter, ich bin da die letzten Jahre auch so gut mit der alten Switch klar gekommen und hab nie gedacht „Nee, was is die lahm“ oder so. Wer Tempo haben will, soll sich halt eine PS5 zulegen (ja, die habe ich auch) oder einen Yogakurs buchen, um mal wieder runterzukommen.

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Lieferumfang

Was gehört alles mit zum Lieferumfang? Die Switch OLED, klar, die Dockingstation, zwei Joy Cons (die alten funzen aber auch), ein schwarzer Joy-Con-Grip (immer noch ohne eigene Ladefunktion), zwei Rails für die Joy-Cons für den besseren Halt, ein Netzteil (wohl identisch mit dem alten) und ein HDMI-Kabel. Ist also reichlich, bei Apple würde vermutlich jedes Teil einzeln verkauft.

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Fazit

Obwohl ich hier ja noch rund 30,40 andere Konsolen rumstehen und in Betrieb habe von First Gen bis ultra Last Gen, hab ich meine alte Switch immer und viel und gerne  bespielt. Und ja, ich mag die neue Switch noch lieber, auch wenn die jetzt nix bahnbrechend neues an Bord hat. Der größere Screen und das verbesserte Bild machen sich schon bemerkbar, außerdem sieht sie einfach besser aus. Ob ich dafür dann auch gleich 350 Euro auf den Tisch gelegt hätte? Nee vermutlich nicht, da hätte ich noch eine Weile mit der schnuckeligen alten Switch gespielt und abgewartet. Musste ich aber zum Glück nicht, weil Nintendo mir eine geschickt hat, danke dafür.

Wenn ich aber keine Switch hätte und mir jetzt eine kaufen müsste, dann nur die OLED – die 50 Euro mehr oder wieviel das gerade sind ist die Sache nun wirklich wert. Ein feines Teil, das bei mir sicherlich wieder viel genutzt und in der heavy Gaming Rotation landen wird. Ich möchte meine Switch jedenfalls nicht mehr missen.

Konsole: Nintendo Switch OLED
Release: 08.10.2021 
Entwickler/Publisher: Nintendo
Webseite: https://www.nintendo.de/Nintendo-Switch-Familie/Nintendo-Switch-OLED-Modell/Nintendo-Switch-OLED-Modell-2000984.html  
Preis: 349,00 Euro