Demon’s Souls (PS5)

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Als vor 11 Jahren das Action-Rollenspiel Demon’s Souls für die PS3 erschien, hatte es eine lange Leidensgeschichte hinter sich. Nach den ersten Versuchen schon abgeschrieben, bot sich der Programmierer und RPG-Nerd Hidetaka Miyazaki an, aus den Resten was zu basteln. Da eh schon alles egal war, ließ man ihn gewähren. Das sei ein „unfassbar schlechtes Spiel“ soll Sony-Boss Yoshida beim Anblick des fertigen Games gestöhnt haben. Veröffentlicht wurde es trotzdem, erstmal nur in Japan, dann als Import auch im Westen. Wo es schnell erst zum Geheimtipp, dann zum Riesen-Erfolg wurde – und der Auftakt zur legendären Dark Souls-Reihe war. Die nur aus rechtlichen Gründen aus dem Demon’s ein Dark machen musste. Zahlreiche weitere Souls-like Spiele wie Nioh, The Surge, Bloodborne, Sekiro oder Mortal Shell folgten.

Nun wurde dieser legendäre Meilenstein anlässlich des Starts der PS5 neu aufgelegt. Verantwortlich für die Entwicklung war Bluepoint Games, ein Studio, das bereits Shadow of the Colossus und Uncharted neu auf den Weg gebracht und bewiesen hatte, dass man ein Händchen für die Wiederbelebung alter Schätze hat. Ist ihnen gelungen das aber auch bei Demon’s Souls gelungen?

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Kampf dem Casual Gaming

Als Demon’s Souls 2009 erschien, war gerade Casual Gaming schwer angesagt. Die Nintendo Wii hatte die familienfreundliche Unterhaltung erfolgreich in den Wohnzimmern etabliert, zahlreiche andere Publisher versuchten, auf dieser Welle mitzureiten. Und das sehr zum Verdruss der Hardcoregamer, die derlei anspruchslosen Kinderkram nicht viel abgewinnen konnten. So war dann Demon’s Souls – das wie bereits erwähnt aus der Feder eines Oldschool Rollenspielnerds stammte – ein krasser Gegenentwurf zu dem Weichspülerkram von Wii und Co. Es will den Spieler fordern, kennt keine Gnade und gewährt kaum Hilfen. Ist es zu stark, bist Du zu schwach. Spiel halt Wii Sports, wenn Du damit nicht klar kommst, scheint es uns entgegenzurufen.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Ist es zu hart, bist du zu lame

Für alle, die bisher noch nie ein Souls-like Game in den Fingern hatten, vorab die Warnung: Demon’s Souls ist bockeschwer. Jeder Kampf ist ein Kampf um Leben und Tod, jeder Boss Kampf kaum, aber dann irgendwie doch zu schaffen. Wer stirbt, beginnt das riesige Level wieder ganz von vorn, inklusive aller schon getöteten Gegner, Speicherpunkte gibt es nicht. Genauso wenig wie eine Karte, Marker oder einen Questlog. Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott, wusste meine Oma schon. Auch sämtliche gesammelten Seelen sind weg – die Ingame Währung für den Kauf von besseren Rüstungen, Waffen oder Fertigkeiten. Es sei denn, ihr kämpft euch erfolgreich zum Ort eures Ablebens durch, dann dürft ihr sie wieder einsammeln. Dafür habt ihr aber nur einen Versuch. Scheitert ihr auf dem Weg dorthin, sind die Seelen endgültig verloren.

Spätestens an der Stelle haben andere Spiele Erbarmen. Scheitert ein Spieler da zu oft, wird der Schwierigkeitsgrad automatisch gesenkt. Nicht so in Demon’s Souls: Hier sorgt die sogenannte Weltentendenz dafür, dass sich diese verdunkelt, wenn ihr zu oft sterbt oder friedliche Unbeteiligte tötet, und das dann vermehrt starke Gegner auftauchen – wohl, damit ihr es endlich kapiert, dass das nichts für euch ist. Seid ihr dagegen oft siegreich, erhellt sich die Tendenz und öffnet bis dahin verschlossene Türen für euch.

Selbst Dark Souls – eigentlich der Inbegriff für unbarmherziges, verteufelt schweres Gaming – zeigte sich wenigstens ein wenig entgegenkommend und offerierte bei abnehmender Gesundheit aufladbare Flakons, um wieder zu Kräften zu kommen. Bei Demon’s Souls dagegen müsst ihr umständlich Heilkräuter sammeln, um weitermachen zu können.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Boletaria aller Länder: Die Handlung

Die Spielewelt der Neuauflage von Demon’s Souls ist – bis auf ein paar neue Gegenstände – identisch mit der der PS3-Version. Die Handlung – die sich euch im Spielverlauf nur häppchenweise erschließt – findet im Königreich Boletaria statt. Wo König Allant der Zwölfte das Land mit Hilfe dunkler Mächte zu Reichtum und Wohlstand geführt hatte. Doch dann erschien ein Nebel des Grauens, der Boletaria von der Außenwelt abschnitt. Der tauchte auf, nachdem der verrückte König versucht hatte, im Nexus das dort gefangene mächtige seelenfressende Wesen, das „Uralte“, dazu zu überreden, die Menschheit zu vernichten. Das konnte zwar nicht raus aus dem Nexus, schickte aber eben diesen Nebel plus ein Heer von Dämonen.

Woher ich davon weiß, wo doch Boletaria von der Außenwelt abgeschnitten war? Ganz einfach: Einer entkam und klagte der Welt das Leid von Boletaria. Die Dämonen machten Jagd auf die Menschen und stahlen ihre Seelen. Und wer seine Seele verlor, verlor auch seinen Verstand. Chaos griff um sich und das Chaos regierte. Zudem stärkten die verspeisten  menschlichen Seelen die Lebenskraft der Dämonen – und wurden damit fast unbesiegbar.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

So was zieht Abenteurer an, die sich einen Namen machen möchten. Der am Ende aber nur auf den Steinen über ihren leeren Gräbern landete – nicht ein einziger überlebte die Kämpfe gegen die Dämonen. Da könnte man natürlich sagen „Dumm gelaufen, was interessiert mich Boletaria, lass die doch einfach machen“. Aber dummerweise geht uns das alle an, denn der farblose Nebel verbreitete sich über Boletaria hinaus und drohte, die ganze Welt zu verschlingen.

Und jetzt? Ende Gelände? Aber nicht doch. Ein einsamer Krieger hatte wider Erwarten doch dem Nebel getrotzt und kann den Kampf aufnehmen. Und der einsame Krieger ist wer? Richtig, Du natürlich. Ich will Dir ja keinen Druck machen, aber auf Deinen Schultern lastet nun die Rettung der Welt. Na dann – hau rein.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Von Menschen, Monstern und dem Nexus

Das Spiel startet vor einer mächtigen Ruine irgendwo in Boletaria. Bei ersten Kämpfen gegen schwächere Dämonen gibt’s eine kurze Einführung in das Kampfsystem. Bis ihr ein paar Gänge und Treppen später auf ein schier übermächtiges Monstrum stoßt, das euch mit einem Hieb tötet. Und nun? Game over? Nein, an einem geheimnisvollen Ort erwacht ihr wieder.

Eine unbekannte Macht bindet eure Seele an den Nexus. Den ihr nur über fünf Portale bzw. Teleportsteine verlassen könnt, die in jeweils andere Bereiche von Boletaria führen. Also kein komplettes Open World, sondern fünf Hub-Areale, die über den Nexus verbunden sind. Die führen in ganz unterschiedliche Welten. Neben der alten, verfallenen Festungsruine geht’s unter anderem durch modrige Sümpfe, durch die verschachtelten Stollen einer Mine, in den Turm von Latria und in den Schrein der Stürme.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Dort erwarten euch modrige Zombies, Skelette, Medusen, untote Ritter, ab und zu auch mal ein Drachen und andere gar schröckliche Gestalten, die euch mit Waffen, Feuerbomben, Flammenschwertern oder rollenden Gesteinsbrocken beharken. Und habt ihr das alles überstanden, fallt ihr vermutlich nach einem unvorsichtigen Schritt in den nächsten Abgrund. Denn auch davon gibt es reichlich.

Der Nexus ist Eure Homebase, die ihr auch während der Level mal über einen der spärlichen Ankerpunkte in den Welten erreichen könnt. Dort könnt leveln und eure erbeuteten Seelen in neue Ausrüstungen und Skills investieren oder euren Loot in der Gepäckabgabe abgeben, falls es euch zu viel wird. Mit den Seelen funktioniert das leider nicht. Was ihr nicht ausgebt, müsst ihr weiter mit euch herumtragen. Und könnt es dann auch jederzeit beim nächsten Tod verlieren. Da schwebt dann ständig die Frage im Raum: Mach ich den nächsten Gegner noch, oder gehe ich erstmal zurück? Sammel ich weiter, um mir endlich das fette Schwert leisten zu können oder geh ich auf Nummer sicher und kaufe jetzt schon das kleinere?

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Multiplayer mal anders

Wenn Ihr online spielt, warnen euch vor derlei Missliebigkeiten eventuell Nachrichten, die andere Spieler am Boden hinterlassen haben. „Gegner voraus“, „Vorsicht Falle“ oder „Nach oben schauen“ heißt es da. Diese Nachrichten werden – damit da keiner Spams hinterlässt – aus vorgefertigten Textbausteinen zusammengesetzt. Gebt ihr dafür einen Daumen hoch, werden beim Verfasser die Lebenspunkte aufgefüllt. Trotzdem können es sich gelegentlich Scherzkekse nicht verkneifen, die Euch da mit Falschmeldungen veräppeln. Eine echte Plage.

Zudem künden zahlreiche Blutflecken auf dem Boden von den Toden anderer Spieler. Betretet Ihr die (bäääääh), seht ihr die als schemenhafte Geister – und ihre oft letzten Aktionen, was auch recht hilfreich ist.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Das ist neu am Remake

Kommen wir zur alles entscheidenden Frage: Was ist neu in der PS5-Version? Story und Weltenaufbau schon mal nicht. Wer die PS3-Ausgabe von Demon’s Souls gespielt hat, wird hier alles an seinem Platz finden. Neu dagegen ist, dass ihr jetzt auch Items von unterwegs in den Nexus schicken könnt. Dazu kommen unter anderem ein verbesserter Charaktereditor, ein Fotomodus, für den ihr das Spiel (uh, Sakrileg) pausieren könnt, die Möglichkeit, die Spielewelt zu spiegeln sowie ein paar neue, aber nicht spielentscheidende Items wie neue Verbrauchsgüter.

Allerdings hätte Bluepoint gerne auch noch ein paar andere Sachen überarbeiten dürfen. Heilkräuter während des Laufens einnehmen geht immer noch nicht, (überhaupt: Heilkräuter!) auch die Kameraprobleme sind geblieben, das Weltentendenz-Feature ist noch immer ohne Erklärung und für viele ein Buch mit 7 Siegeln und auch die Gegner-KI hat weiterhin zuweilen merkwürdige Aussetzer. Das alles hätte man wirklich auch noch fixen können.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Nextgen-Technik

Dafür hat Demon’s Souls aber einen tollen neuen grafischen Anstrich verpasst bekommen. Wo früher nur Ödnis und Leere war, glänzt das Game jetzt mit knackscharfen Details und einer Weitsicht zum Niederknien. Die monströsen Gegner sehen noch monströser aus, die Animationen noch sauberer, die Lichteffekte noch beeindruckender – und das alles auf einer konstant hohen Framerate.

Der Soundtrack wurde komplett neu mit einem Orchester eingespielt, die Texte jetzt auch deutsch vertont und die Effekte noch wuchtiger, noch prägnanter gemacht. Dabei klingt ein Schwert jetzt nicht nur wie ein Schwert, es fühlt sich dank Dual-Sense-Controller auch so an. Der nämlich gibt jedes Geräusch auch haptisch an euch weiter, was euch noch tiefer ins Spiel reinzieht – genau wie die kaum noch vorhandenen Ladezeiten.

(Copyright: Bluepoint/From Software)

Fazit

Demon’s Souls für die PS5 ist ein Traum von Remake. Das Game war vor 11 Jahren schon fast perfekt, mit den fettesten Bossfights ever und seinem genialen Leveldesign, und ist jetzt – dank gründlich verbesserter Technik noch einmal einen Tacken besser geworden, ohne dass die Seele des Spiels dabei verletzt worden wäre: das Spielgefühl ist unverändert. Hätte Bluepoint da noch an einigen Stellen nachgebessert und zu einigen der veralteten Features zeitgemäßere Alternativen geboten (Stichwort Heilkräuter), dann wäre es das perfekte Game geworden. Aber auch so ist Demon’s Souls für alle PS5-Besitzer eine Pflichtanschaffung. Wer das nicht sofort kauft, muss seine Playstation 5 zurückgeben. Sofort. Ich kontrollier das.

Game: Demon’s Souls
Genre: RPG
Release: 19.11.2020 (PS5, getestet), 05.02.2009 (PS3)
Entwickler/Publisher: Bluepoint Games / Sony
USK: ab 16
Sprachausgabe/Texte: Deutsch/Deutsch
Webseite: https://www.playstation.com/de-de/games/Demon’s-souls/
Wertung: 10 von 10