Alien Isolation (Switch)

(Copyright: Sega)

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Den ersten Alien-Film hatte ich im Oktober 1979 in einer Spätvorstellung im Cinema in der Düsseldorfer Altstadt gesehen – und bin anschließend auf dem nächtlichen Heimweg bei jedem Geräusch hinter mir zusammengezuckt. Der Film lieferte die Blaupause für den Survival Horror und für unzählige Nachfolger der Bauart „Verlassenes Raumschiff, auf dem Monster die Besatzung dezimieren“ – nicht nur für die Leinwand, sondern auch für die Spiele-Industrie; man denke da nur an Dead Space.

Und natürlich gab es in der Folgezeit auch Unmengen von Alien-Games. Angefangen vom unsäglichen „Alien“, das 1982 als eine Art Pac-Man-Clone für den Atari 2600 erschien über das gruselige „Alien Resurrection“ für die Playstation aus dem Jahr 2000 bis hin zu den lahmen „Colonial Marines“ von 2010. Einziger spielerischer Lichtblick war da 2014 das detailverliebte, packende „Alien Isolation“ für die Playsi und die Xbox. Und eben dieser Lichtblick ist nun auch für die Switch erschienen. Schafft es Nintendos Hybridkonsole trotz ihrer technischen Limitierungen, die alte Faszination nach fünf Jahren wiederzubeleben?

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Die Story

Alien Isolation spielt nach den Ereignissen des ersten Alien-Films. Ellen Ripley hat den Xenomorph, der an Bord der Nostromo die Besatzung einen nach dem anderen ausgeschaltet hatte, ins All geblasen und sich mit einer Rettungskapsel aus dem Staub gemacht. Während in der Filmreihe das Shuttle 57 Jahre später geborgen wird, macht taucht in Alien Isolation nach 15 Jahren der Flugschreiber der Nostromo auf. Davon hört auch Ellens Tochter Amanda, die die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben hat, dass ihre Mutter noch lebt. Also nichts wie hin, um den Flugschreiber zu untersuchen.

Zusammen mit zwei Mitarbeitern der Weyland Yutani Corporation macht sich Ripley Junior auf den Weg zur Sewastopol-Station. Den beiden Mitreisenden liegt allerdings wenig am Schicksal der Mutter, die sind mehr daran interessiert, den Nostromo-Vorfall aufzuklären, um endlich die Versicherung kassieren zu können.

So weit, so gut. Aber schon bei der Annäherung an die Raumstation wird klar, dass da irgendwas nicht stimmt. Auf der Station dann das komplette Chaos. Alles ist verwüstet, anfangs keine Spur von der Besatzung, nur mysteriöse Audiobotschaften. Dann taucht aber doch noch jemand auf. Und der hat keine guten Nachrichten: Ein Killer, ein Monster sei an Bord. Ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Tochter Amanda trifft das Schicksal ihrer Mutter´: Ein geheimnisvolles, mörderisches Wesen treibt sich auf der Sewastopol Station herum.

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Lass mal stecken, Rambo

Nun ist Amanda Ripley alles andere als eine bis an die Zähne bewaffnete Einzelkämpferin, auch hat sie nicht die Colonial Marines im Schlepptau. Ihr könnt hier also keinen auf Rambo und fette Hose machen und wild ballernd durch die Station hetzen. Stattdessen ist Schleichen, beobachten und Lauschen und Verstecken euer Mantra. Zumindest wenn es um das Alien geht. Denn wenn Euch das erst einmal gegenübersteht, ist das gleichbedeutend mit Game Over. Da hilft dann auch keine Flucht mehr oder gutes Zureden.

Völlig wehrlos – bzw. einfallslos – seid ihr aber nicht. Ihr könnt nämlich aus gefundenen Ressourcen – die recht sparsam verteilt sind – Blend- oder Rauchgranaten, Medikits oder Geräuschemacher basteln,  um den Außerirdischen abzulenken. Sofern ihr im Besitz der dazugehörigen Baupläne seid, denn auch die müssen erst einmal gefunden werden.

Das aber ist noch nicht alles: Im weiteren Spielverlauf stoßt Ihr auch auf dünnhäutige Überlebende und Androiden mit augenscheinlich durchgebrannten Platinen. Zwar findet Ihr im letzten Drittel des Games dann auch auf Schusswaffen, doch in den meisten Fällen ist es klüger, den Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Auch, weil jede Schießerei natürlich dann auch das Alien anlockt. Was man aber auch gezielt gegen die Widersacher einsetzen kann, wenn man es geschickt angeht.

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Spannung pur

Wenn Ihr Euch dann in letzter Sekunde in einen Spind geflüchtet habt, weil Euer Bewegungstracker Alarm geschlagen hat, Ihr durch den Schlitz in der Tür dem Monster Auge in Auge gegenübersteht und auf Knopfdruck den Atem anhaltet, während das Alien draußen in nur wenigen Zentimetern Abstand rumort, dann macht es sich eure Pulsuhr im roten Bereich bequem.

Die Entwickler haben da auch nicht an der Alien-KI gespart. Ein lautes Geräusch und ihr habt den interstellaren Killer an der Backe. So fährt Euch dann auch jedes Mal der Schreck in die Glieder, wenn ihr aus Versehen irgendwo vorlatscht oder sich eine Tür laut schließt.

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Frust (fast) pur

Ihr merkt schon: Einfach geht anders. Und tatsächlich werdet Ihr sehr oft sterben – auch, weil euch das Game keinerlei Hilfen an die Hand gibt, wie ihr denn nun am besten vorgehen solltet und wie das ganze überhaupt funktioniert. Ausprobieren, sterben, neuer Versuch – bis man es drauf hat. Was angesichts der raren festen Speicherpunkte schon ganz schön frustrierend sein kann.

Dazu kommt, dass Ihr – während Ihr auf der Flucht vor Alien, Androiden und aggressiven Arbeitern seid, auch noch Aufgaben zu erledigen habt. Hier einen Stromkasten neu verkabeln, dort einen Schalter oder eine Datenzelle finden – und das alles immer mit der Angst im Nacken. Das hat schon was.

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Weniger ist manchmal mehr

Einen etwas seltsamen Vorwurf muss man dem Game allerdings damals wie heute machen: Es ist mit rund 15 – 20 Stunden Spielzeit einfach schon zu lang. So verliert der Schrecken mit der Zeit seine Wirkung, auch wiederholen sich Mechanismen und Abläufe und auch die Story mäandert ziellos vor sich hin. Es ist eben wie in einer Beziehung: Man muss wissen, wann Schluss ist.

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Erstklassige Umsetzung

Abgesehen davon macht Alien Isolation auf der Switch aber eine hervorragende Figur – und das sowohl auf der großen Glotze als auch im Handheldbetrieb, das gibt es wirklich selten bei Switch-Portierungen. Soundeffekte, die minimalistische Musik, der Einsatz von Licht und Schatten – das alles ruft dieselben Gefühle, dieselbe Panik wie damals im Kino bei Alien 1 hervor. Bei mir zumindest.

Genau deshalb gibt es aber auch keinen Grund, Alien Isolation mobil zocken zu wollen. Die ganzen Effekte, die Atmo kommt eben auf dem großen Schirm viel besser rüber als auf dem kleinen Handheld, das dem Schrecken doch einiges nimmt. Aber ok, das muss jeder selber wissen.

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Fazit

Alien Isolation ist auch weiterhin a) die beste Umsetzung der Filmvorlage, b) eines der besten Survivalgames, das nur leider ein paar Stunden zu lang ist c) immer noch frustrierend schwer und d) eine der besten Umsetzungen für die Switch. Wer das Game aber noch gar nicht kennt, kauft sich besser die PS4-Version. Die gibt’s inzwischen nämlich schon für 18 Euro – die Hälfte dessen, was die Downloadversion für die Switch kostet.

 

Game: Alien Isolation

Genre: Survival Horror

Release: 05.12.2019 (Switch – 2014: PC, PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One)

Entwickler/Publisher: Feral Interactive / Sega

USK: ab 16

Sprachausgabe/Texte: Deutsch /Deutsch 

Webseite: https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch-Download-Software/Alien-Isolation-1575873.html

 

Wertung: 8 von 10