Mario Kart Home: Live Circuit

(Copyright: Nintendo)

Beim Namen Mario denken laut einer von mir gerade erfundenen Umfrage 3 Prozent der Menschen an Mario Basler, 5 Prozent an Kennste-Kennste Mario Barth und 92 Prozent an Nintendos Klempner.  Was auch kein Wunder ist, taucht Mario doch in bis jetzt insgesamt 332 Games auf – entweder als Titelheld oder mit einem Gastauftritt. Allein vom besten aller Funracer, von Mario Kart, gibt es 14 Versionen: 4 auf Automaten, und je eine auf SNES, N64, Game Boy Advance, Gamecube, DS, Wii, 3DS, Wii U, Android/iOS und Switch. Wobei letztere jetzt eine zweite Version bekommen hat. Was ein absolutes Novum ist, hieß es doch sonst bei Nintendo immer knallhart: „Jeder nur ein Kreuz!“

Mario Kart Live: Home Circuit aber ist dann auch ganz anders und ganz was neues. Mit einem echten, kleinen Kart, mit etwas Pappe und einer kostenlosen Software. Wie das alles zusammenpasst? Das erzähle ich euch jetzt.

Podcast/Audio zum Gamecheck:

Nicht aus Pappe. Oder doch.

Geliefert wird Mario Kart Live Home Circuit in einer ungewohnt großen, bunten Verpackung. Ist da etwa noch eine Switch drin? Nein, aber ein Spielzeug-Racer, ein Mix aus Kart und Formel 1, ca. 20 Zentimeter lang, 11 Zentimeter breit und mit einem Gewicht von 300 Gramm auch ordentlich massiv. Den Wagen gibt es entweder in rotweiß und einem großen M auf der Haube mit Mario im Cockpit oder in grünweiß, dann mit Luigi am Steuer und einem L vorne drauf. Es ist anzunehmen, dass Nintendo da noch weitere Fahrzeuge und Piloten folgen lässt. Und ach ja:  Leistungstechnisch macht die Wahl des Fahrzeugs aber keinen Unterschied. Dass ich selber da mit Mario unterwegs bin, ist reiner Zufall.

Ebenfalls mit im Karton sind vier große bedruckte Papptore, die man eben noch auseinanderfalten und aufklappen muss, plus zwei Banden aus Pappe plus ein kurzes Ladekabel für das Toy-Kart – das war es auch schon wieder. Die benötigte, ca. 1 GB große Software namens MKLive gibt’s kostenlos im eShop und muss noch heruntergeladen werden. Was ich angesichts des doch recht stolzen Preises von rund 105 Euro doch ein wenig schoflig finde; da hätte man ruhig auch ein Cartridge dazu packen können.

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Ihr Fahrzeug ist nicht angemeldet!

Zu Beginn muss das Kart einmalig an eurer Switch in der Software angemeldet werden. Dazu haltet ihr einfach das Kart – in dessen Überrollbügel bzw. Turboansaugstutzen über dem Fahrer in Fahrtrichtung eine kleine Kamera eingebaut ist – auf den QR Code auf dem Bildschirm der Switch, das war es auch schon. Fortan weiß eure Konsole, dass sie genau dieses Kart und keinen anderen zu steuern hat. Was wichtig ist, wenn man mit mehreren Kart-Besitzern spielt.

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Streckenbau

Anschließend baut ihr eure ganz persönliche Strecke auf, indem ihr die vier nummerierten Tore in eurer Wohnung platziert. Ihr solltet dazu aber ausreichend Platz haben. Klar, ihr könnt auch auf einem Quadratmeter immer im Kreis herum fahren, aber wirklich Spaß machts erst, wenn ihr da noch einige Meter draufpackt. Nintendo empfiehlt da eine Mindestfläche von 3 x3,5 Metern. Und nein, draußen auf der Straße ist da keine Option, zumindest nicht bei grellem Sonnenlicht. Dann nämlich erkennt die Kamera die Umgebung nicht mehr. Eure Strecke könnt ihr dann natürlich noch verschönern und erweitern. Mehr als vier der Papptore sind zwar nicht möglich, aber ihr könnt durchaus weitere Hindernisse, Schikanen oder Kurven einbauen – denn wie weit die vier Tore nun auseinanderstehen und was dazwischen passiert, dafür gibt es keine Vorgabe. Wichtig ist nur, dass ihr die in der richtigen Reihenfolge abfahrt – das nämlich erkennt euer Kart, schummeln ist da nicht möglich.

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Weniger ist mehr, genug gibt es trotzdem

Ist eure Strecke dann fertig, fahrt ihr die einmal mit eurem Kart ab, um die zu markieren. Dazu pinseln Mario (oder Luigi) witzigerweise ihre Reifen mit Farbe ein – natürlich nur auf der Switch, keine Sorge. Seid ihr damit durch, werden die Fahrbahnränder auf der Switch automatisch eingeblendet, während ihr dabei zuschaut, wie euer Kart durch eure Wohnung flitzt – das ist Augmented Reality vom Feinsten.

Beim Aufbau der Strecke gilt: Weniger ist mehr. Denn dank der Augmented Reality blendet das Spiel dann von sich aus auch noch zusätzliche Objekte. Je nach gewähltem Streckendesign werden die Tore mit Schnee, Burgzinnen und anderen Dingen verziert, dazu kommen die virtuellen Gegner (bei denen der übermäßige Gummibandeffekt vor den Toren etwas stört) und natürlich die Mariokart-typischen Zufalls-Items. Da gibt’s dann die Fragezeichenkisten, Turbo-Pilze, Bananenschalen, Zauberblitze, Bomben und dergleichen mehr – kennen wir ja alles. Gerät man damit in Kontakt, verlangsamt sich euer Kart in der Realität, weil – kleiner kann es ja nun nicht werden und auch rumschlingern ist nicht möglich.

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Zusätzlich hat sich Nintendo aber auch sonst noch einiges einfallen lassen. Da spuken dann zum Beispiel plötzlich Geister über die Fahrbahn, die ihr mit eurer Hupe verscheuchen müsst, da bläst euch ein Sandsturm von der Piste, unter Wasser wird die Sicht schwierig, Flammen züngeln aus den Toren, Lavatropfen fallen vom Himmel oder es verwandeln euch Frosterzapfen kurzzeitig in Eisblöcke. Und ja, auch die obligatorischen Münzen dürfen nicht fehlen. Sammelt ihr genug davon ein, könnt ihr die für neue Fahrzeug-Skins und Piloten-Outfits eintauschen. Das wirkt sich zwar nur optisch aus, motiviert aber trotzdem.

Bevor ich es vergesse: Beim Aufbau eurer Strecke solltet ihr darauf achten, dass das WiFi-Signal in dem Raum einigermaßen gut ankommt. Wenn das nämlich schwächelt, kommt es zu kleinen Aussetzern bei der Verbindung zum Kart. Weshalb der sich dann auch nicht viel weiter als etwa 5 Meter von der Switch entfernen sollte, mehr packt der Receiver des Karts nicht.

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Stabile Karren und starre Piloten

Und ihr könnt natürlich auch selber wie gewohnt Items auf eure Gegner schleudern, um sie zu behindern. Was ihr dann aber nur auf dem Switch-Bildschirm seht, während euer Pilot im realen Kart stocksteif am Steuer hockt.  Prallt ihr auf ein – real existierendes – Hindernis, wie etwa ein Tischbein, wird das auf der Switch schön animiert dargestellt und mit Schreckenslauten des Piloten versehen, das ist alles schon witzig gemacht.

Derartige Unfälle steckt euer Kart übrigens gut weg; die Dinger sind ziemlich stabil und robust. Bisher haben die alle meine Crashs anstandslos ohne Schrammen oder Beschädigungen überstanden. Ein Sturz vom Tisch oder die Treppe runter allerdings dürfte dann vermutlich too much sein, das würde ich besser nicht ausprobieren.         

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Gute Steuerung und dicker Tank             

Die Steuerung funktioniert präzise und zuverlässig – sofern eure Strecke ausreichend, aber auch nicht zu sehr beleuchtet ist. Da die Kamera in Fahrtrichtung zeigt, habt ihr die Strecke auf dem Schirm immer gut vor Augen. Wenn Kinder spielen, lässt sich sogar die halbautomatische Schlau-Steuerung aktivieren, die den Kart wie auf Schienen durch die Tore schickt; ihr müsst dann nur noch Gas geben, bremsen sowie Items aufsammeln und schleudern. Selbst das mit dem Driften, also das Aufladen des Turbos durch das Kurvenschliddern wurde hier eingebaut. Natürlich schleudert das Toy-Kart nicht wirklich, aber wenn ihr in der Kurve die linke Shouldertaste gedrückt haltet und am Ende der Kurve wieder los lasst, gibt es tatsächlich einen kleinen Energieschub.

Der Akku des Karts hält selbst in der 150er Klasse gut anderthalb Stunden durch. Zieht man die Aufbau- und Umbaupausen ab und die Zeit zwischen den Rennen, springt mit einer Ladung schon ein vergnüglicher Nachmittag raus. Aufgeladen wird das Fahrzeug entweder direkt über das Switch-Netzteil oder mit dem beiliegenden kurzen Kabel, das in den USB-Port der Switch-Dockingstation gesteckt wird; so können dann Switch und Kart gleichzeitig laden. Ca. 3-4 Stunden dauert es, bis der Tank wieder voll ist.

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Nicht wirklich schnell, aber wirklich gut

Gefahren wird – wie gewohnt bei Mario Kart – in vier Hubraumklassen, wobei die Geschwindigkeit nach oben hin stetig zunimmt und die Ansprüche steigen. Richtig schnell sind die Karts aber nicht wirklich; wer da eine Carrera-Bahn oder Anki-Overdrive vor Augen hat, ist vielleicht ein wenig enttäuscht, bei Mario Kart Live geht es doch wesentlich gemächlicher zu. Wobei es dann aber auf dem Bildschirm der Switch durch das ganze Drumherum wesentlich rasanter aussieht.

Im Angebot sind die üblichen Grand Prix, bei denen ihr euch in schnellere Klassen nach oben fahrt, Einzelrennen nach eigenen Regeln oder Zeitfahren. Wer wider Erwarten noch drei Kumpels mit einer Switch und Mario Kart Live hat, kann auch gegeneinander fahren, was dann natürlich noch mehr Spaß macht. Aber alleine ist das auch ok, und zur Not fährt man eben Zeitrennen nacheinander. Online- oder Karrieremodi fehlen aber.

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Fazit

Mit Mario Kart Live Home Circuit hat sich Nintendo wieder mal als Meister der ungewöhnlichen Ideen bewiesen. Mario Kart als AR-Racer in der heimischen Zockerbude – das hat schon was. Das Kart ist robust, die Steuerung funktioniert und der Mix aus Realität und Bildschirm-Drumherum liefert das geliebte Mario-Kart-Feeling. Wer genug Platz (und auch Geld) hat, der sollte sich das unbedingt mal ansehen.

Game: Mario Kart Live: Home Circuit
Genre: AR Racer
Release: 16.10.2020 (Switch)
Entwickler/Publisher: Velan Studios / Nintendo
USK: k.A.
Sprachausgabe/Texte: Deutsch/Deutsch
Webseite: https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch-Download-Software/Mario-Kart-Live-Home-Circuit-1832413.html
Wertung: 8 von 10