Diablo 2 Resurrected

(Copyright: Blizzard)

Ach ja, Diablo. Was hab ich mir damals die Nächte dafür um die Ohren gehauen. Bzw. „was hab ich das gesuchtet“, wie es ja heute heißt. Den ersten Teil parallel auf PC und Playstation 1, den (besseren) zweiten Teil aus dem Jahr 2000 dann nur noch auf dem PC – gab es ja leider nicht für Konsole. Aber jetzt gibt es tatsächlich neues zu berichten: Diablo 2 ist nämlich mit dem Namenszusatz „Resurrected“, was übersetzt passenderweise „Auferstanden“ heißt, nicht nur für PC und Mac, sondern auch für Switch, Playstations und Xboxen erschienen. Werden da 20 Jahre Zockerträume wieder wach? Stay a while, stay forever? Schaun wir mal.

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Mutti ist zurück

Wieso ist Diablo zurück, werden nun einige fragen, der war doch nie wirklich weg! Richtig, Diablo ist nun mal einer der Klassiker, die sich über die Jahre hinweg durchgehend großer Beliebtheit erfreut haben, genau wie Counter Strike 1.6 oder WoW classic – einfach nicht tot zu kriegen. Und auch wenn es Ultima oder Gauntlet wesentlich früher gab, so gilt Diablo 1 von 1997 ja trotzdem als die Ur-Mutter aller Hack & Slay-Games, was a) alles über das Gameplay von Diablo aussagt und b) auch viel cooler klingt als „Hacken und Erschlagen“.

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Das alles ist drin

Und nun also, mehr als 20 Jahre später, ist die Neuauflage von Diablo 2 da. Remaster, Remake, Resurrected – sucht euch was aus. Wobei sich spielerisch nichts geändert hat, also wäre vermutlich Remaster der richtige Begriff, wenn man auf der langen staubigen und einsamen Straße der Korinthenkackerei unterwegs ist. Mit dabei ist auch die damalige Erweiterung Lord of Destruction, die damals eine neue Location – genau, die Barbarenstadt Harrogath, mit Druide und Assassine zwei neue Charakterklassen, neue Gegenstände, Söldner und – jetzt haltet euch fest – eine Bildschirmauflösung von 800×600 statt der üblichen 640×480 Pixel mit in die Ehe brachte.

Zusammen mit den vier Akten des Hauptspiels – Lager der Jägerinnen, Lut Gholein, Kurast und der Festung des Wahnsinns und den fünf Charakterklassen – Amazone, Barbar, Zauberin, Paladin und Totenbeschwörer – ergibt das schon einen ordentlichen Batzen Material, mit dem man arbeiten kann, und das auch gerne mehrmals.

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Die Story

Auch wenn die Story ja unverändert ist, will ich die trotzdem mal eben kurz erzählen. Nach 20 Jahren soll es ja durchaus Menschen geben, die das Original noch nie gespielt haben. Ist zwar eigentlich unvorstellbar, aber trotzdem denkbar. Am Ende von Teil 1 war es dem Helden trotz heftigster Bemühungen ja nicht gelungen, Diablo nach dessen Amoklauf in Tristram endgültig zu töten. Der zurück ist und erneut für Schrecken und Zerstörung sorgt.

Das Spiel startet mit einem kurzen Prolog, indem ein dunkler Wanderer mit seinen Dämonen ein Wirtshaus verwüstet und ein gewisser Marius beschließt, sich dem dunklen Wanderer anzuschließen. Anschließend steckt der Händler Warriv im Lager der Jägerinnen fest – eine Folge des Bösen, dass das Land durchstreift. Da unser Held sich ihm gerne anschließen würde, um nach Lut Gholein zu gelangen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Land von den Dämonen zu säubern, um den Weg freizumachen. Dazu muss er erst einmal die abtrünnige Amazone Blutrabe töten, Deckard Cain befreien, den letzten Horadrin retten, in einem befallenen Kloster einen magischen Hammer finden und dann noch Andariel besiegen, die Tochter der Qual und eines der niederen Übel der Hölle. Und das alles im ersten Akt.

Und so geht es dann weite. In Lut Gholein durchstreift ihr die Wüste, Katakomben und Palastkeller und kämpft gegen Radament und Duriel, in der Dschungelstadt Kurast sucht ihr den Kultflegel Khalims Wille und besiegt Mephisto und in der Festung des Wahnsinns schließlich kämpft ihr euch bis zur Höllenschmiede durch, öffnet fünf Siegel und startet den finalen Showdown gegen Diablo. Im später hinzugefügten fünften Akt dann – der ja auch in der Neuauflage mit enthalten ist – erklärten die Entwickler Baal zum neuen Bossgegner, der überraschenderweise nun doch nicht tot war, sondern mit seinem Seelenstein entkommen konnte. Was uns in die Barbarenstadt Harrogath führt, wo es irgendwann 10.000 Monster später, zu einem weiteren Showdown kommt.

Soweit die Handlung im Schnelldurchlauf. Müsst ihr euch aber nicht merken und auch nicht weiter verstehen, da es bei Diablo ja eh nur um das eine geht.

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Looten & Leveln

Na gut, neben dem Dauerkloppen geht’s auch um Looten und Leveln. Heißt: Nicht nur inhaltlich, sondern auch spielerisch ist noch immer alles beim Alten geblieben. Rumrennen, Monster erschlagen, Loot einsammeln, hoffen, dass was dabei ist, um euch besser auszurüsten und hochzuleveln, damit ihr anschließend stärkere Monster erschlagen könnt, noch mehr Loot einsammelt, wieder hofft, das was dabei ist, um euch besser auszurüsten und weiter hochzuleveln, damit ihr anschließend noch stärkere Monster erschlagen könnt, um noch mehr Loot einzusammeln, immer noch hofft, das jetzt mal was dabei ist, um euch besser auszurüsten und weiter hochzuleveln…

Lootspirale nennt man das. Und die funktioniert erstaunlicherweise heute noch genauso gut wie vor 20 Jahren. Das Denken wird beim Spielstart komplett runtergefahren, Schwert oder was auch immer in die Hand und ran an die Buletten. Um nach Stunden mit dem unguten Gefühl aus der Spiraltrance zu erwachen, wieder mal jede Menge Zeit verplempert zu haben.

Und wenn man irgendwann damit komplett durch ist und Diablo und Baal Geschichte sind, steigt man mit einer anderen Charakterklasse wieder von vorne ein. Oder im Hardcore-Modus. Oder in den Ladder Seasons mit ihren Scoreboards. Oder im Koop für bis zu acht Spieler.

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Altmacken inklusive

Da der an sich spaßige Multiplayer aber mit denselben Macken kommt wie im Original, solltet ihr da schon ein dickes Fell haben und möglichst nur mit Leuten spielen, die ihr kennt. Individuelles Loot gibt es nämlich immer noch nicht, was heißt, dass es immer wieder Abstauber geben wird, die selber nicht kämpfen, euch dafür aber dann trotzdem die begehrtesten Teile vor der Nase wegschnappen werden.

Wo wir gerad bei den Altlasten sind: Geblieben ist auch das tierisch kleine, fummelige und unaufgeräumte Inventar. So müsst ihr dann alle 5 Minuten durch ein Portal ins Lager reisen, dort den Krempel in eure Kiste packen (die jetzt immerhin größer ist als zuvor und Account übergreifend eingesetzt werden kann) oder beim Händler verscherbeln und wieder zurückreisen. Das war damals schon schrecklich. Und auch die Kamera ist auch nach 20 Jahren ein Graus, weil optionslos und unbeweglich, so dass im entscheidenden Augenblick wichtige Sachen gerne mal verdeckt werden oder Gegner plötzlich aus dem toten Winkel angreifen.

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Das ist neu

Ja, und was ist nun neu und besser im Diablo Remake? Na klar, zuerst mal die Optik. Sämtliche Cutscenes wurde neu gemacht, die Auflösung kräftig aufgeblasen bis rauf zu 4K, Animationen runderneuert, Charaktermodelle auf 3D umgestellt, Effekte massiv überarbeitet, die Bildwiederholrate kräftig hochgeschoben  und so weiter. Und wer unbedingt will, kann auf Knopfdruck auch wieder in der alten Tapete spielen.

Dann ist Diablo 2 Resurrected auch auf so ziemlich allen Systemen außer auf dem ersten Gameboy und meiner Kaffeemaschine spielbar, vor allem auch mit dem Controller. Ja, Blasphemie, Diablo mit dem Gamepad, aber gewöhnt euch dran, funktioniert nämlich in diesem Fall oftmals besser und genauer als mit Maus und Tastatur.

Hinzu kommen noch ein paar Kleinigkeiten, wie das automatische Aufsammeln von Goldstücken oder das Vergleichen von Gegenständen im Inventar. Trotzdem hat das mit den Annehmlichkeiten heutiger Games wenig zu tun, das fühlt sich immer noch recht oldschool an.

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Fazit

Und nun? Lohnt es sich, Diablo 2 noch mal zu spielen? Oder überhaupt mal zu spielen? Ja – sofern ihr keine heutige Maßstäbe anlegt. Die Diablo-Missionen sind schon reichlich repetitiv, die Charakterentwicklung hat nichts mit der Vielfalt heutiger Rollenspiele zu tun, die Grafik wurde zwar aufgebohrt, sieht aber immer noch irgendwie 20 Jahre alt aus – nur eben in hübsch – und die Bedienung ist noch immer reichlich umständlich, wenn auch besser als damals.

Das Loot-Level-System aber auch heute noch perfekter als in vielen aktuellen Games und wer damals seinen Spaß damit hatte, darf jetzt gern wieder in Erinnerungen schwelgen. Der Reiz des Neuen ist aber verflogen – und wochenlang werde ich zumindest sicherlich nicht noch einmal davor sitzen. Für eine kleine Retrorunde zwischendurch ist dieses gut gemachte Remake aber eine feine Sache.

Game: Diablo 2 Resurrected
Genre: Action-Rollenspiel
Plattform: PS4, PS5, PC, Switch, Xbox One, Xbox Series, MacOS
Release: 23.09.2021 
Entwickler/Publisher: Blizzard
USK: ab 16
Sprachausgabe/Texte: Deutsch / Deutsch
Webseite: https://diablo2.blizzard.com/de-de/  
Wertung: 8 von 10