Hitman 3 (2021)

(Copyright: IO Interactive)

Agent 47 ist zurück, um im dritten und letzten Spiel der Trilogie der Hitman-Reihe noch ein letztes Mal mit Raffinesse und Köpfchen seine Ziele reihenweise aus dem Weg zu räumen. Im Jahr 2000 war der Killer aus dem Genlabor erstmals in Erscheinung getreten, nach fünf weiteren Folgen startete dann 2016 die Hitman-Trilogie mit einem Restart im Episodenformat. Von dem man aber zwei Jahre später in Hitman 2 wieder abrückte, und auch Hitman 3 ist jetzt auf einen Rutsch erschienen. Ist es dem dänischen Entwicklerstudio IO Interactive gelungen, da noch mal einen draufzusetzen, oder trudelt die Serie nur einfach so aus? Schauen wir mal nach.

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Rund um die Welt gegen alte Widersacher

Als Unterstützung hat Agent 47 auch dieses Mal wieder seinen Sidekick Diana Burnwood dabei, die für die Auftragskoordination und das Briefing verantwortlich ist und euch während der Missionen mit wertvollen Tipps versorgt. Außerdem steht Agent 47 noch Lucas Grey zur Seite. Zusammen kämpfen die drei gegen alte Widersacher – das Verbrechersyndikat „Partners of Providence“, die „Partner der Vorsehung“ und den Shadow Client – die uns ja schon aus dem letzten Teil bekannt sind.

Die ganz nette, aber eher seichte Geschichte als roter Faden wird über sechs Kapitel erzählt, die euch wie gewohnt einmal rund um den Globus an ganz unterschiedliche Schauplätze bringt. Mal seid ihr einem Berliner Techno-Keller aktiv, dann wieder führen euch die Aufträge in ein fettes Herrenhaus im britischen Dartmoor, in die Karpaten, nach Argentinien, China oder in einen gewaltigen prachtvollen Luxus-Wolkenkratzer in Dubai.

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Schöner töten

Erfahrene Hitman-Spieler und Profi-Killer wissen natürlich, dass es in Hitman um zwei Dinge geht: Das Ziel auf möglichst abgefahrene Weise ins Jenseits zu befördern und dabei zum einen keine unschuldigen Zivilisten abzuräumen (weil das Abzüge bei der Benotung gibt) und zum anderen  möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Denn sind die Wachen oder potentiellen Opfer erst einmal alarmiert, kann man sich eigentlich meist schon aus der Mission verabschieden.

Und dafür bietet dann auch der dritte Teil der Trilogie wieder mal eine schier endlose Spielwiese, auf der ihr euch hemmungslos austoben könnt. Einfach nur mit der Knarre draufhalten – das kann ja jeder. Nein, je verrückter, desto besser. Klar, die Klassiker Schalldämpferpistole und Klaviersaite sind auch wieder mit dabei. Ihr könnt aber in unzählige Verkleidungen schlüpfen – z.B. als Kellner – um dem Opfer dann heimlich ein Brechmittel ins Essen Mischen und es dann im Klo ertränken oder es in eine Pfütze locken, in die ihr zuvor ein Stromkabel gelegt habt. Ihr könnt abstruse Unfälle inszenieren, die Opfer vergiften, ihnen einen Lautsprecher auf den Kopf fallen lassen, es beim Anblick eines manipulierten Kunstobjektes in Flammen aufgehen lassen oder eine Fotosession ein wenig umbauen. Ihr habt gleich mehrere Ziele auf dem Missionsplan? Dann hackt euch doch einfach in den Kalender und ladet alle auf einmal zu einem Meeting ein. Ja, wir alle wussten ja schon immer, dass Meetings echt tödlich sein können.

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Viel zu tun & kleine Überraschungen

Die Levelstruktur ist gewohnt offen, ihr habt keine Vorgaben, sondern fast völlig freie Hand. Im Grunde ist die Spielmechanik eine Kopie des Vorgängers, was ja aber grundsätzlich nicht verkehrt ist. Allerdings wartet Teil 3 dann zusätzlich noch mit einigen kleinen, neuen Überraschungen auf. Wie in Dartmoor zum Beispiel. Dort habt ihr die Möglichkeit, in bester Agatha Christie Manier einen echten Kriminalfall zu lösen, indem ihr in die Rolle bzw. in die Kleidung eines zum Anwesen bestellten Privatdetektivs schlüpft. Gegen seinen Willen natürlich. Da erwartet Euch dann das klassische Who Dunnit inklusive Verhöre und großem Finale im Kaminzimmer.

Neben den Missionen warten tonnenweise Herausforderungen auf Euch. Da müsst ihr Gagdets finden, die Missionen möglichst verrückt absolvieren oder euch was einfallen lassen, wie ihr in bestimmte Areale kommt. Zur Belohnung gibt’s dann zum Beispiel einen Dietrich oder Abkürzungen und neue Zugangspunkte, so dass Ihr beim nächsten Durchgang nicht ganz von vorn beginnen müsst. Wer die beiden Vorgänger noch auf der Platte hat, findet die dann auch in Hitman 3 wieder und kann die dort gefundenen Gadgets auch in den ersten beiden Teilen einsetzen. Und schließlich könnt ihr auch eigene Missionen gestalten oder Community-Aufträge übernehmen – genug Material also, um sich lange zu beschäftigen.

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Cutscenes & VR

Die Rahmenstory ist – wie schon erwähnt – ganz nett und dient mehr dazu, die einzelnen Missionen zusammenzuhalten. Schön ist aber, dass die Geschichte nicht mehr in schnöden Standbildern, sondern mit gut gemachten Cutscenes erzählt wird.

Mehr als nur ein nettes Gimmick ist die Tatsache, dass Ihr – sofern ihr Hitman 3 auf der PS4 oder PS5 zockt – das Geschehen jetzt auch in VR aus der Ego-Perspektive erleben könnt. Dabei haben sich die Entwickler sogar die Mühe gemacht und auch die ersten beiden Folgen für die PSVR aufbereitet – Daumen hoch dafür! Im VR-Modus ist die Auflösung dann zwar niedriger als sonst, dafür ist aber die Immersion umso größer. Auch wenn die Bewegungen ab und zu doch etwas ungelenk wirken. Aber selber durch die Sandbox Level zu schleichen, hinter einer Ecke hervorzulugen oder mit der Sniperrifle anzulegen -das hat schon was. Allein schon der VR-Modus ist ein Grund, sich den dritten Hitman zu kaufen.

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Die Technik: Auf Last Gen ok, auf Next Gen und PC gut

Im Normal-Modus macht die Grafik auf der Playstation einen ganz ordentlichen  Eindruck, besonders die detailliert gestalteten Schauplätze gefallen, auf dem PC und den neuen Konsolen sieht das jedoch eine Ecke besser aus. Leider gibt’s auch dieses Mal keine deutsche Vertonung, wie ihr sicherlich schon festgestellt habt. Da bleiben für alle, die es mit dem Englischen nicht so haben, wieder einmal nur die Untertitel.

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Alte Macken

Übernommen wurden auch einige der alten Macken: Die KI agiert zum Teil doch recht merkwürdig, die Kollisionsabfrage will auch nicht immer so wie sie soll und die Nahkämpfe und die Schießereien sind gewohnt hakelig. Das hätte man wirklich auch noch ändern können für das Finale.

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Fazit

Für den Abschluss der Trilogie hat der Hitman noch mal seine großen Stärken ausgepackt, wie die schönen Sandbox Level oder die verrückten grenzenlosen Arten, jemanden ins Jenseits befördern zu können. Wer aber keine Lust auf die zusätzlichen Herausforderungen oder keine PSVR zu Hause hat, für den dürfte der Spaß recht schnell – nämlich nach 5-6 Stunden – schon wieder vorbei sein. Und das wäre dann für einen Vollpreistitel arg dünn. Wer aber jeden Winkel erforschen und jeden Level so oft spielen will, bis er alle Möglichkeiten durch hat, der wird mit dem Hitman-Finale viel Spaß haben.

Game: Hitman 3
Genre: Action
Release: 20.01.2021 (PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, Switch, PC))
Entwickler/Publisher: IO Interactive
USK: ab 18
Sprachausgabe/Texte: Englisch/Deutsch
Webseite: https://www.ioi.dk/hitman3/
Wertung: 8 von 10