(Copyright: btf/Headup Games)
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Wo sind wir denn hier gelandet, fragt man sich, als Hans Tannhauser aus dem Bus steigt. Na – in Trüberbrook natürlich, einem gottverlassenen Kurort im hintersten Schwarzwald. Zwar hat Tannhauser, der Held unseres Spiels, da anfangs noch so seine Zweifel, ob das mit dem Urlaub da so eine gute Idee war. Aber schon in den ersten Minuten lernt er die Vorzüge des kleinen Dörfchens kennen. Wie die mannigfaltigen Freizeitangebote (ein Tretbootverleih für eine Mark die Stunde), die kulinarischen Delikatessen, die in der Auslage des örtlichen Metzgers liegen – wie Wurstebrei, Stippgrütze, Schlachtplatte, Potthucke, oder „Tote Oma“ – oder das umfassende kulturelle Leben. Das in Trüberbrook aus einem verranzten Kino besteht. Wo vornehmlich Western laufen. „Ich habe mich schon jetzt in das Örtchen verliebt“ – diktiert Hans in sein Aufnahmegerät.
Hans kommt aus den USA und ist Wissenschaftler. Genauer: Er ist Physiker und schreibt gerade eine Abhandlung über Quantenphysik. „Macht nichts“ – befindet die korpulente Wirtin des kleinen Gasthofs, wo Hans Tannhauser unterkommt, mit ihrem trockenen Humor.
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Twin Peaks trifft Heimatfilm
Etwas mysteriös ist: Hans hat den Aufenthalt in Trüberbrook gewonnen, kann sich aber überhaupt nicht daran erinnern, an einem Preisausschreiben teilgenommen zu haben. Und ähnlich mysteriös geht es weiter: Gleich in der ersten Nacht stiehlt ein seltsamer Unbekannter Hans Unterlagen aus seinem Zimmer. Was als harmloser Urlaub am Arsch der Welt beginnt, gleitet schnell ab in einen Mix aus Twin Peaks, Akte X, Stranger Things, Heimatfilmen der späten 1960er – denn in dieser Zeit spielt dieses Game – und ganz viel Lucas Arts.
Zur Handlung will ich jetzt mal nicht zu viel verraten. Vielleicht ein paar Hinweise. Unter anderem kommen vor: Ein geheimnisvoller Kult, verschwundene Menschen, ein Konzern, der über Leichen geht, Ärzte die per Rorschachtest Aliens von Menschen unterscheiden wollen, Katzen, die wie Füchse aussehen und seltsame Apparate wie ein Quantendiskriminator. Keine Überraschung also, dass Hans Tannhauser zusammen mit der Anthropologin Gretchen Lemke – die auf der Suche nach einem protogermanischen Kult ist, der früher in dieser Gegend die Geister angebetet haben soll, am Ende die Welt retten muss.
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Schwächelnde Rätsel & ein simples Inventar
Trüberbrook ist ein klassisches Point & Click-Adventure, das einen rätseltechnisch nur selten vor größere Probleme stellt. Was auch daran liegt, dass gefundene Objekte nicht miteinander kombiniert werden können, das zur Lösung infrage kommende Objekt so fast immer auf der Hand liegt und dass sämtliche wichtigen Teile auf dem Schirm auf Knopfdruck eingeblendet werden. Blöd ist, dass manche dieser Hotspots erst dann erscheinen, wenn ich einen bestimmten Punkt in der Geschichte erreicht habe. Was nicht immer wirklich Sinn macht und die ohnehin schon langen Laufwege dann noch ein Stück länger macht.
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Große Stimmen und gute Optik
Mit dabei sind stimmlich unter anderem Nora Tschirner, Jan Böhmermann und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow. Wie all die bekannten Stimmen in dieses Game kommen? Ganz einfach: Das stammt vom Entwicklerteam der beiden Neo Magazin Royale-Games mit Jan Böhmermann, die angeblich nur Fingerübungen für Trüberbrook waren. Die deutschen Sprecher haben dann übrigens auch gleich noch die englische Version mit vertont, was dem Ganzen (absichtlich) einen gekonnt provinziellen Charme verleiht.
Optisch ist Trüberbrook eine Perle. Die Kulissen wurden alle per Hand als Modell gebaut und anschließend in die Grafik-Engine übertragen. Das sieht einfach zum Verlieben schön und einzigartig aus. Die Animationen der schön gezeichneten Figuren erinnern (sicherlich nicht ganz unabsichtlich) stark an die etwas zackig-ungelenken Bewegungen der Protagonisten aus den Lucas Arts-Adventures. Und auch die Charaktere selber und ihre Dialoge erinnern an die alten Lucas-Abenteuer, sind sie doch schön schräg und witzig, voll mit Anspielungen auf TV-Serien und Games. Wenn auch nicht ganz so markant wie in den großen Klassikern.
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Fazit
Als Adventure setzt Trüberbrook jetzt zwar keine neuen Maßstäbe – dazu sind die Rätsel meist zu leicht und wenigen anderen Stellen zu frustrierend. Dafür punktet das Game aber mit seiner schönen 5-10stündigen Mystery-Geschichte, den skurrilen Typen, viel speziellem Humor und einer wunderschönen Technik. Auf nach Trüberbrook!
Game: Trüberbrook Genre: Point & Klick-Adventure Release: 12.03.2019 (PC, Mac), 17.4. (PS4, Xbox One, Switch) Entwickler/Publisher: btf / Headup Games USK: ab 6 Sprachausgabe/Texte: Deutsch, Englisch/Deutsch, Englisch u.a. Webseite: http://trueberbrook.com/de/startseite/ Wertung: 8 von 10
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