Grid

(Copyright: Codemasters)

Audio/Podcast zum Gamecheck:

Grid: was sich nach einem brandneuen Game anhört – so wegen der fehlenden laufenden Nummer – ist eigentlich die Neuauflage eines alten Huts. 2003 startete Codemasters mit DTM Racedriver seine Racedriver Serie, die nach drei veröffentlichten Teilen dann zu „Racedriver Grid“ wurde. Nachdem der dritte Teil schon nur noch „Grid. Autosport“ hieß, beschränkt sich der vierte Teil nur auf das simple „Grid“. Das wiederum ist eine Neuauflage des Racedriver Grid 1 von 2008 – Remakes bzw. Reboots von einstmaligen Erfolgstiteln sind ja in letzter Zeit groß in Mode. Aber warum auch nicht: Der Racer sah vor 10 Jahren schon richtig gut aus und protzte mit einem guten Fahrgefühl und einem recht realistischen Schadensmodell. Dann schauen wir mal, was sich davon in die Neuauflage retten konnte – und vor allem auch, was die noch besser und anders macht.

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Dünne Karriere…

Gleich vorweg: Wer von einem Rennspiel eine tiefschürfende Story, viel Drumherum, stundenlange Rennen und massenweise Spielmodi erwartet, ist bei der Neuauflage von Grid komplett verkehrt – denn das alles fehlt hier. Stattdessen konzentriert sich das Game auf kurze knackige Rennen und packende Zweikämpfe.

Zwar gibt es auch im neuen Grid eine Art Karrieremodus, doch wird der nicht weiter groß inszeniert, sondern dient nur als Gerüst für die Unmengen an kurzen Rennen. So gibt’s keinen personalisierten Fahrer, keine Story drumherum mit den üblichen Ups & Downs, keine Showveranstaltungen, Teambesprechungen oder irren Siegerehrungen. Sondern eben „nur“ ein Rennen nach dem anderen.

Neben der Karriere findet sich auch noch ein Zeitfahrmodus, das freie Fahren und ein recht bodenständiger, aber ordentlich funktionierender Multiplayer, Rangliste, Koop oder Splitscreen fehlen jedoch leider.

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… und kurze Rennen

Anders als in anderen Rennspielen gibt es auch keine längeren Seasons, sondern nur Events, die selten aus mehr als drei bis vier Einzelrennen bestehen. Und auch hier müsst Ihr es Euch auch gar nicht erst groß in Eurem Gamingchair bequem machen: Nach wenigen Runden ist das Ganze auch schon wieder abgefrühstückt, davor wird euch lediglich eine einzige Quali-Runde offeriert. Wenn Ihr die auslasst, startet Ihr halt weiter hinten im Feld.

Auch fehlen irgendwelche Extra-Aufgaben. Die Vorgabe lautet meist, irgendwie aufs Treppchen zu kommen, später ist dann auch schon mal ein Sieg Pflicht. Da wird dann auch nicht großartig taktiert, an Boxenstopps gefeilt oder Reifenabnutzung oder Tankfüllung berücksichtigt: Bei den kurzen Stints alles völlig überflüssig. Immerhin kann man dem Teamkollegen im Rennen einfache Anweisungen geben.

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Von Konkurrenten und Teamkollegen

Besagte Teamkollegen – die ihr später auch gegen Geld selber ins Team holen könnt – haben dann unter anderem die Aufgabe, euch gegen eventuelle Rivalen abzuschirmen. In jeder der kurzen Rennserien wird euch ein Hauptrivale benannt, den ihr möglichst besiegen solltet. Außerdem könnt ihr euch während der Rennen auch zusätzliche Rivalen schaffen, indem ihr denen mehrmals heftig ins Heck rauscht oder ähnliches.

Der versucht dann, euch wiederum aggressiv zu attackieren, was durchaus schon mal dazu führen kann, dass der euch ganz von der Piste schießt. Klingt alles ganz verlockend und spannend, kommt in der Praxis – sprich: in den kurzen Rennen – aber eher seltener vor, da in dem 16er-Fahrerfeld meist doch einige Wagen zwischen euch liegen. Aber immerhin bringt das zusätzlich Leben in die Bude.

Und sollte doch mal was passieren, so habt ihr ja immer noch die Rückspulfunktion, die ihr je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad unterschiedlich oft einsetzen dürft – Anfänger sogar beliebig oft. Profis dagegen, die auch auf weitere Fahrhilfen verzichten, lassen die Repeatfunktion außen vor.

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Klassen und Strecken

Nach vier kleineren Veranstaltungen zu Beginn geht’s dann ab in die Grid World Series. Gefahren wird in den Klassen Tourenwagen, Stock Cars, Tuner, GT und Fernando Alonsos Formula J, dazu kommen hin und wieder Einladungs-Events. Der Fuhrpark ist dabei abwechslungsreich, aber mit 65 lizenzierten Fahrzeugen im Vergleich zur Konkurrenz doch überschaubar, ohne verrückte Ausreißer – alles schon mal da gewesen.

Überschaubar ist auch das Streckenangebot, das zum einen klassische Rennstrecken wie Silverstone, Brands Hatch oder die Indy-Suppenschüssel bietet, zum anderen Stadtkurse in Barcelona, Shanghai oder Havanna. Die 12 Strecken werden dann in den verschiedensten Variationen präsentiert, so dass man am Ende auf 104 Events kommt.  Weitere Strecken sollen in nächster Zeit kostenlos dazukommen.

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Fahrgefühl und Wetter

Für gelungene Fahrmanöver wie für eine perfekte Linie in der Kurve oder das Lutschen im Windschatten bekommt Ihr Erfahrungspunkte, die Ihr später zum Beispiel gegen neue KI-Fahrer, Autos oder Lackierungen eintauschen könnt. Die Modifikationsmöglichkeiten halten sich aber in Grenzen, auch das einfach gehaltene Tuning lockt keinen Mechaniker hinter der Werkbank hervor, erfüllt aber seinen Zweck – das ist halt alles auf den schnellen Renngenuss ohne unnötige Zwischenstopps ausgelegt.

Für Abwechslung sorgen dagegen die Wetter- und die Tag/Nacht-Wechsel, die sich in höheren Schwierigkeitsstufen teilweise massiv auf die Fahreigenschaften auswirken können. Apropos Fahrmodell: Das lässt sich – wie schon erwähnt – zwar einstellen, aber letztendlich bleibt Grid immer ein Arcade-Racer, fernab von irgendwelchen Hardcore-Simulationen – aber das wollte die Serie ja auch nie sein. Muss man halt vorher wissen.

Arcade: Das heißt auch, dass die Fahrzeuge oft spektakulär ums Eck schliddern, egal, ob nun Front- oder Heckantrieb – immer begleitet von einem irren Quietschen der Reifen. Was meist eh schneller und einfacher geht als das stundenlange Suchen nach einer Ideallinie. Insgesamt macht das Fahrgefühl aber durchaus Spaß, auch dank des einstellbaren Schadenmodells.

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KI-Gegner und Technik

Die KI-Gegner vermeiden den gefürchteten Gummibandeffekt, leisten sich auch schon mal fast menschliche Patzer und reagieren durchaus aggressiv, wenn man sie mal härter angeht, kleben aber auch gerne mal auf der Ideallinie. Was man dann für gekonnte Überholvorgänge ausnutzen kann. Ich hätte mir da aber schon mehr als die gelieferten fünf Abstufungen der KI gewünscht.

Technisch weiß der Racer durchaus zu gefallen. Gerade die Wettereffekte oder die Unfälle sehen richtig schick aus, wenn Karosserieteile spektakulär über die Piste wirbeln oder der Regen von den Karosserien abperlt. Beim Sound bin ich zwiegespalten: Die Motoren klingen ja ganz ordentlich, doch die Kommentare nerven und die Musikuntermalung gehört eher in die Kategorie „belanglos“. Aber unter dem Strich ist das alles schon ok.

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Fazit

Wer nur mal eben ein paar kurze Rennen absolvieren will, ohne stundenlang am Steuer zu sitzen oder an der Karre zu schrauben, der ist beim neuen Grid richtig. Das arcadige Fahrgefühl macht Laune und überfordert niemanden, die Rennen sind knackig kurz und geprägt von schönen Zweikämpfen, die Strecken bieten ausreichend Abwechslung. Für längere Sessions aber ist Grid einfach zu monoton – da fehlen einfach Spielmodi, mehr Action abseits der Strecke oder frische Ideen. Deshalb: Kann man spielen, muss man aber auch nicht.

 

Game: Grid

Genre: Racer

Release: 11.10.2019 (PC, PS4, Xbox One)

Entwickler/Publisher: Codemasters

USK: ab 0

Sprachausgabe/Texte: Deutsch /Deutsch 

Webseite: https://www.gridgame.com/

 

Wertung: 7 von 10