Anthem (Ersteindruck)

(Copyright: Bioware/EA)

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Ja, so sind sie, die Götter. Erst was anfangen, dann einfach abhauen und das Werkzeug rumliegen lassen, dass sich dann auch noch selbstständig macht. Die nämlich haben bei der Erschaffung der Welt von Anthem irgendwie die Lust verloren und mysteriöse Maschinen und Artefakte zurückgelassen, wie die „Anthem of Creation“, die „Hymne der Schöpfung“, die sich nicht mehr kontrollieren lässt und wild erschafft und zerstört. Weshalb dann so eine Art Relikt-Polizei unterwegs ist, diese Artefakte einzusammeln und die Hymne doch noch irgendwie einzufangen. Und das sind die Freelancer.

In den ersten Spielstunden ballert uns Bioware mit mythologischen Storyfetzen, aufopfernden Helden und finsteren Bösewichtern voll, ohne der ganzen Sache aber so etwas wie Tiefe oder einen Hauch von Motivation zu verleihen. Weshalb mir das das ganze mystische Geschwurbel auch erst mal ziemlich wumpe ist. Das könnt Ihr doch besser, Bioware, denke ich und zwänge mich in meine fliegende Rüstung, den Javelin.

(Copyright: Bioware/EA)

Flieg, Javelin, flieg!

Diese Javelin (zu deutsch: Speere) sind die eigentlichen Stars des Games, eine Art Iron Man-Anzüge, mit denen ich für kurze Zeit fliegen kann, so lange, bis sie überhitzen und gekühlt werden müssen. Etwa, indem ich durch einen Wasserfall fliege. Das ist schon ziemlich cool.

Vier verschiedene gibt es, die nach und nach freigeschaltet werden können: Den Alleskönner „Ranger“, den Fernkämpfer „Storm“, den Tank „Colossus“ und den Assassinen „Interceptor“. Jeder davon hat seine ganz eigenen Funktionen und Bewaffnungen. In der Schmiede können wir ihn mit dem neuesten Loot zu bestücken, zu verbessern und zu individualisieren. Bis jetzt habe ich da allerdings noch nichts gefunden, das meinen Puls in die Höhe getrieben hätte – stattdessen gibt’s da für meinen Javelin immer nur verbesserte Versionen vom eh schon Vorhandenen. Aber das kann sich ja später noch ändern.

Ganz anders sieht es da schon mit meinen zum Teil recht exotisch-magischen  Spezialfähigkeiten aus – da schießen dann Blitze, werden Gegner vereist oder mit Säureregen überschüttet. Da macht das Basteln, Leveln und Looten Spaß.

(Copyright: Bioware/EA)

Raus in die weite Welt

Na, dann verfolgen wir die Spaß-Spur doch mal weiter und begeben uns raus in die offene Spielewelt. Die nämlich ist schlichtweg fantastisch: Verwinkelt, mit engen Schluchten, dichten Urwäldern, Höhlen, Felsvorsprüngen, Ruinen, Wasserfällen und Seen, sie ist bunt, aufregend, voller Überraschungen, abenteuerlich und fremd.

Da will man gar nicht mehr aufhören, mit dem Javelin umherzurasen, eben noch über den nächsten Bergkamm, eben noch diesen Abgrund erkunden, eben noch diese Gegnergruppe aus der Luft unter Beschuss nehmen – ach, so viele eben nochs und der Tag hat nur 24 Stunden.

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Alleine, Koop und die vermaledeiten Ladebildschirme

Wer mag, kann sich im Freeplay-Modus in diese fremde Welt stürzen, auf der Suche nach Nebenmissionen, Rohstoffen und Gegnern, an denen er sich erproben kann. Dann teilt ihr euch die Welt mit drei anderen Mitspielern, denen ihr entweder aus dem Weg oder mit ihnen ein Stück desselben zusammen geht. Die Missionen könnt Ihr zwar auch Solo erledigen – dann passt sich der Schwierigkeitsgrad entsprechend an – gedacht aber sind die eigentlich für einen Vierer Squad. Da machen dann auch die wilden Kämpfe noch mehr Spaß als ohnehin schon, mit all ihren Kombos, magischen Extras und den furiosen Flugmanövern.  Trotzdem: Da fühlt sich Koop optional an.

Aber auch im Koop lauern noch einige Baustellen. Die Wiederbelebung durch die Mitspieler kann Minuten dauern (oder gar nicht erfolgen), verliere ich meine Kameraden aus den Augen, werde ich per Ladebildschirm zu ihnen zwangsversetzt, betreten wir einen Raum, gibt’s ebenfalls erstmal einen Ladebildschirm – von wegen nahtlose Open World.

Überhaupt scheinen die Entwickler große Fans der Ladebildschirme zu sein. Am Ende einer Mission: Ladebildschirm zu den Ergebnissen. Danach: Ladebildschirm für die Schmiede. Dann: Ladebildschirm, um in die Basis Fort Tarsis zu wechseln.

(Copyright: Bioware/EA)

Fort Tarsis und der Mangel an Kommunikation

Ach ja, Tarsis. Das sah in den ersten Videos irgendwie groß und lebendig aus, beschränkt sich aber letztendlich auf zwei, drei recht leblose Sträßchen, ein paar Verkaufsbuden und einen Keller. Dort basteln wir an unserer Ausrüstung, bekommen – ob wir wollen oder nicht – weitere Storyfetzen um die Ohren gehauen und unsere Aufträge. Die sich bis jetzt fast immer auf „irgendwo hinfliegen, Unmengen von Gegnern weghauen, am Ende einen ganz großen Gegner weghauen, vielleicht noch ein paar Sachen sammeln und wieder zurück“ beschränken. Cool dabei ist aber, dass mir mein Cypher, eine Art Fluglotse – konsequent das Ohr abkaut und mich mit Infos versorgt. Was dann den extremen Mangel an Kommunikation innerhalb der Squad wieder ein wenig wettmacht.

Dabei wäre mehr Kommunikation wünschenswert: Der, der vorneweg düst, triggert nämlich die Missions- Events und nötigt die anderen, die vielleicht etwas geruhsamer unterwegs sind, so sein Tempo mitzugehen, wollen sie nicht nach spätestens 20 Sekunden wieder im Ladebildschirm landen. Konsequentere Absprachen könnten das verhindern. Oder auch nicht. Ein Paradies für Trolle.

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Fazit

Teilweise ist das schonalles sehr gelungen. Spielewelt, Rumfliegen, die Kämpfe – alles Top, Haken dran. Beim Rest hat mir Bioware aber zu sehr auf die Konkurrenz geschielt: Die Story zu schwülstig und unerheblich, die Missionen austauschbar, viel vom Loot-Stuff unerheblich, das Koop-Play mit Luft nach oben und die vielen Ladebildschirme reißen mich immer wieder aus dem Spiel. Aber geben wir Anthem noch etwas Zeit: Auch Destiny oder The Division wurden nicht an einem Tag erbaut. Ich bin mal vorsichtig optimistisch, dass das alles noch wird.

 

Game: Anthem

Genre: Open-World Multiplayer-Shooter-Looter mit Rollenspiel-Touch

Release: 22.02.2019 (PS4, Xbox One, PC)

Entwickler/Publisher: Bioware / EA

USK: Ab 16

Sprachausgabe/Texte: Deutsch/Deutsch

 

Wertung: noch offen (Tendenz: 7 von 10)

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