Nachdem wir in unserem Jahresrückblick 2019 vor ein paar Tagen das erste Quartal abgefrühstückt hatten, widmen wir uns nun den Monaten April bis Juni. Der Zeitraum um Ostern herum ist ja gametechnisch traditionell gut besetzt; neben dem Weihnachtsgeschäft von Mitte September bis Mitte November ist das die Hoch-Zeit der Spiele-Industrie.
War das 2019 jetzt auch so? Was waren die Überraschung und die Hits, was die Enttäuschungen und die Flops? Werfen wir also mal einen Blick zurück und erinnern uns.
Richtig, das Jahr geht zu Ende. Oder ist bereits zu Ende, je nachdem, wann Ihr diesen Podcast hört bzw. wann ich den fertig habe. So oder so: Es ist höchste Zeit für einen Rückblick auf das Gaming-Jahr 2019, auf die vielen Tops und Flops, Überraschungen und Enttäuschungen. Und weil in diesem Jahr wieder so viel passiert ist, beginnen wir heute mal mit der Zeit von Januar bis März, einverstanden? Na ja, selbst wenn nicht – ich mach das jetzt einfach mal.
Dass das Leben strange ist, wissen wir nicht erst seit dem gleichnamigen Episoden-Adventure von Dontnod Entertainment. Um das zu erkennen reicht es, in einen Junggesellenabschied in der Düsseldorfer Altstadt zu geraten. Trotzdem haben wir die erste Staffel des hochemotionalen Mysterie-Teenie-Abenteuers um Max Caulfield und ihre Freundin Chloe bis zum bitteren Ende mit Spannung verfolgt. Zeitmanipulation, tolle Charaktere, schicke Optik und eine hervorragende Atmo machten „Life is Strange“ 2015 zu einem der besten Spiele des Jahres. Im September 2018 startete nun der zweite Teil, der jetzt, gut 15 Monate später, nach fünf Folgen zu einem Ende gekommen ist – mit neuen Darstellern, neuer Story, aber bewährten Inhaltsstoffen. Kann „Life is strange 2“ die Erwartungen erfüllen oder gar übertreffen? Oder ist es nur noch ein aufgewärmtes, abgenutztes Konzept?
Den ersten Alien-Film hatte ich im Oktober 1979 in einer Spätvorstellung im Cinema in der Düsseldorfer Altstadt gesehen – und bin anschließend auf dem nächtlichen Heimweg bei jedem Geräusch hinter mir zusammengezuckt. Der Film lieferte die Blaupause für den Survival Horror und für unzählige Nachfolger der Bauart „Verlassenes Raumschiff, auf dem Monster die Besatzung dezimieren“ – nicht nur für die Leinwand, sondern auch für die Spiele-Industrie; man denke da nur an Dead Space.
Und natürlich gab es in der Folgezeit auch Unmengen von Alien-Games. Angefangen vom unsäglichen „Alien“, das 1982 als eine Art Pac-Man-Clone für den Atari 2600 erschien über das gruselige „Alien Resurrection“ für die Playstation aus dem Jahr 2000 bis hin zu den lahmen „Colonial Marines“ von 2010. Einziger spielerischer Lichtblick war da 2014 das detailverliebte, packende „Alien Isolation“ für die Playsi und die Xbox. Und eben dieser Lichtblick ist nun auch für die Switch erschienen. Schafft es Nintendos Hybridkonsole trotz ihrer technischen Limitierungen, die alte Faszination nach fünf Jahren wiederzubeleben?
„I’ll be back“…verkündet Arnie. Aber dieses Mal nicht auf der Leinwand – der solide sechste Teil der Terminator-Reihe, Dark Fate, war ja gerade erst Ende Oktober in die Kinos gekommen – nein, hier ist das neue Game „Terminator: Resistance“ gemeint. Von Terminator-Games hat es seit 1984 ja nun schon so einige gegeben – viel Schrott, aber auch einige gar nicht mal so üble, wie „Judgement Day“, „SkyNET“ oder „Future Shock“ – zumindest, wenn man ein Terminator-Fan ist. Wobei es in den letzten Jahren aber eher meist Mobile- und Free2Play-Unsinn gegeben hat. Wie also schlägt sich „Terminator Resistance“?
1999 erschien das Echtzeit-Strategiespiel „Age of Empires 2“ und trat die bisherigen Throninhaber Star Craft und Command & Conquer 3 mal eben in die Tonne. In den Jahren darauf folgten noch vier Erweiterungen – die letzte 2016 – und machten die Sache rund. Die zwischendurch erschienene HD-Edition dagegen hätte man sich sparen können – denn: mehr als HD war da wirklich nicht drin. Die Ankündigung einer „Definitive Edition“ war da überfällig. Auch, weil es die für den ersten Teil bereits im letzten Jahr gab, mit Szenario-Editor, neuen Komfortfunktionen, gesprochenen Kampagnentexten, aufgeräumten Interface und natürlich verbesserter Technik – aber eben leider auch mit einigen alten Schwächen und technischen Problemen. Macht es die Definitive Edition der Version 2 da besser?
1982 erschien das erste Star-Wars-Game, und zwar für den Atari 2600 und die Intellivision. „The Empire Strikes Back” hieß das und kam von „Parker Brothers“. Wenn ich richtig gezählt habe, wurden seitdem 88 weitere Sternenkrieger-Spiele veröffentlicht, inklusive den Lego-Games und einem digitalen Star Wars Monopoly; eine Menge Holz also. Was in den letzten Jahren aber definitiv fehlte, war eine richtig fette Solo-Kampagne. Seit Unleashed wurde Solo mehr und mehr zum hingerotzten Kurzzeitvergnügen, wenn es überhaupt einen Single-Player-Modus gab – siehe zuletzt Battlefront 2. Daher war auch Skepsis angebracht, als EA Star Wars Jedi – Fallen Order ankündigte. Mit der Realisierung war Respawn Entertainment beauftragt worden, die mit Titanfall oder Apex Legends ja nun nicht unbedingt Meisterwerke des Solo-Spiels abgeliefert hatten. Ist ihnen das beim neuen Star Wars Game besser gelungen?
Nach Peking 2008, London 2012 und Rio 2016 fahren Mario & Sonic nun schon zum vierten Mal gemeinsam zu den olympischen Sommerspielen. Und haben mit dem Titel „Mario & Sonic bei den Olympischen Sommerspielen Tokio 2020“ auf jeden Fall schon mal den ersten Rekord sicher – nämlich den für den längsten Spieletitel des Jahres. Hinzu kommen mit Vancouver 2010 und Sotschi 2014 noch zwei Ausflüge zu den olympischen Winterspielen. 2018 dann pausierte das Gemeinschaftsprojekt von Sony und Nintendo – Pyeongchang stand nicht auf der Releaseliste. Eigentlich Zeit genug also, um die Reihe in Tokio 2020 dann mit vielen frischen Ideen so richtig glänzen zu lassen. Hat man die dann auch genutzt? Oder gibt’s ein „same procedure as every year“?
Zählt man die Mobile-Auskopplung „No Limits“ mit, so kam EAs Racer-Reihe „Need for Speed“ in den letzten 25 Jahren auf 24 Teile. Nach „Hot Pursuit“ 2010 und „Shift 2: Unleashed“ 2011 ging es aber stetig bergab. Trauriger Tiefpunkt vor zwei Jahren war dann der vorerst letzte Teil „Need for Speed: Payback“: „Müde Fortsetzung mit miesen Mikrotransaktionen“ titelte die Presse. Nun hat EA ausgerechnet Ghost Games beauftragt, diese Scharte wieder auszuwetzen. Die waren ja schon für die letzten drei Serienteile verantwortlich, die – wie gesagt – allesamt nicht wirklich überzeugen konnten. Haben die daraus gelernt? Machen sie es mit dem 25. Teil, „Need for Speed: Heat“ besser? Schauen wir mal.
Wohl kein anderes Game war in den letzten Jahren mehr gehyped worden, über keines mehr gerätselt worden als „Death Stranding“ von Japans schrägen Star-Designer Hideo Kojima. Seit der Ankündigung 2016 gab es kaum mehr als einen mysteriösen Trailer, zuletzt ein paar Spielszenen und den Hinweis, dass man damit ein neues Spielegenre schaffen werde. Am 8.11. endlich kommt Death Stranding. Und es ist tatsächlich anders, abstrus-skurril, manchmal mehr Kunst als Spiel. Eines, über das die Leute noch lange reden werden. Und auf jeden Fall auch eines, das heftig polarisieren wird, so viel ist sicher.